Europäer wollen Piepmätze

Studie: Handel nicht nur ein Artenschutzproblem, sondern auch Gesundheitsrisiko

MÜNCHEN dpa ■ Die Europäische Union importiert nach Angaben von Tierschützern jährlich rund 1,75 Millionen Ziervögel, die in freier Wildbahn gefangen wurden. Etwa noch einmal so viele Tiere kämen nach vorsichtigen Schätzungen beim Fang und auf dem Transport um. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung über den Handel mit Wildvögeln, die die Organisation Pro Wildlife gestern vorgestellt hat.

Der Handel sei nicht nur ein Artenschutzproblem, sondern berge etwa mit der in Asien grassierenden Vogelgrippe auch erhebliche Gesundheitsgefahren, betonten die Tierschützer.

Die EU ist mit 87 Prozent der nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen registrierten Importen weltweit der mit Abstand größte Abnehmer von Ziervögeln. Während die Europäische Vogelschutzrichtlinie den Fang heimischer Vögel für den Tierhandel streng verbiete, seien der Einfuhr von Exoten aus Afrika, Asien oder Südamerika kaum Grenzen gesetzt, heißt es in der Untersuchung.

Von 1994 bis 2003 führte die EU fast zehn Millionen international geschützte Vögel ein, darunter Papageien, Beos und Chinanachtigallen. 90 Prozent der Tiere stammten aus freier Wildbahn. Den Vogelliebhabern sei kaum bewusst, dass ein Großteil der hier zu Lande in Zoogeschäften angebotenen Tiere aus der Freiheit gefangen worden seien, so Pro Wildlife. Hinzu kämen Millionen ungeschützter Vögel wie Prachtfinken und Gimpel, für die allerdings keine genauen Zahlen vorlägen.

Die USA haben laut Pro Wildlife bereits vor 12 Jahren den Handel mit Wildvögeln weitgehend gestoppt und damit schätzungsweise 8,5 Millionen Tiere gerettet. Schweden und Dänemark verbieten bereits die Haltung wild gefangener Vögel.

„Die EU muss dringend ein einheitliches Einfuhrverbot für Wildvögel schaffen – Deutschland als einer der größten Abnehmer sollte hier eine Vorreiterrolle übernehmen“, forderte eine Sprecherin des Verbandes. Wegen der Vogelgrippe gilt laut Pro Wildlife in der EU derzeit noch ein Importverbot für Vögel aus einer Reihe von asiatischen Ländern, allerdings ende dies am 30. September 2005.