Scooter spielt live : Die Menschenfabrik explodiert
Scooter ist ein Phänomen, dem man nicht beikommt, wenn es einfach nur als Quatsch deklariert. Was am Anfang noch wirkte wie eine Parodie auf die spezifisch dummdeutsche Ausprägung von Techno, entwickelte sich im Lauf der Jahre zu einem dadaistischen Gesamtkunstwerk. Die Band lässt die schlimmsten Befürchtungen Adornos (man erinnere sich: Kulturindustrie, Fun ist ein Stahlbad etc.) wahr werden, um sie dann zu übertreffen. Die Musik besticht durch Konsequenz, derart stumpfe Beats trauen sich sonst nicht einmal Rammstein. Seine ganze Durchschlagskraft erreicht der kompromisslose Wummstechno allerdings erst durch die aus freien Stücken sinnfreien Texte. „Rock you down to the floor / Posse saw ya on the border / Jungle jumper under order / Every minute, every hour, got the power / Take a shower, brand stuff / Screaming lord, wicked and tough“. Uns so geht das seit inzwischen fast zwanzig Jahren. Der Musikjournalist Boris Fust diagnostizierte nach einem Scooter-Konzert den „endgültigen Zivilisationsbruch“ und griff zu drastischen Metaphern: „Es klingt, als wäre eine von Adelheid Streidels unterirdischen Menschenfabriken explodiert – und sieht auch so aus.“
■ Donnerstag, 20 Uhr, Pier 2