MORGEN : Übersetzungsprobleme kann man auch in der Kunst bekommen
Was macht man eigentlich mit den ganzen Passagen eines Texts, die sich nicht übersetzen lassen? Im professionellen Übersetzungswesen darf es so etwas eigentlich nicht geben, irgendein Äquivalent, und sei es noch so behelfsmäßig, muss sich immer finden. Ob das den Texten immer gerecht wird, ist noch einmal eine andere Frage. Grund Genug für die israelische Komponistin Maya Dunietz, um das Problem der Unübersetzbarkeit herum eine ortsspezifische Installation im Ausland zu bauen. Neben zwölf Lautsprechern und Video sind bei „Kurzstrecke“ mindestens drei verschiedene Sprachen im Einsatz. Den Titel verdankt die Arbeit einer Begegnung von Dunietz mit einem Berliner Taxifahrer, der ihr besagten Tarif verweigerte, weil sie nicht auf Deutsch danach fragte. Zum Abschluss der Installation, die seit gestern zu begehen ist, gibt es am Donnerstag verschiedene Performances und Konzerte. So hat der Choreograf Ariel Efraim Ashbel aus Tel Aviv gemeinsam mit der amerikanischen Tänzerin Isabel Lewis und dem Schauspieler Jan Sebastian Suba die Performance „Objective melodrama“ erarbeitet. Im musikalischen Teil kommt es dann gegebenenfalls zu anderen Arten von Übersetzungsproblemen, wenn Maya Dunietz sich ans Klavier setzt, um gemeinsam mit der isländischen Cellistin Hildur Gudnadottir und dem israelischen Klarinettisten Anat Cochavi im Trio die Kommunikationsform der freien Improvisation zu wählen. TCB
■ „Kurzstrecke“: Ausland, Lychener Str. 60. Donnerstag, 18 und 21 Uhr