Zukunft ohne Chef

THEATER Der Betriebsrat schlägt die Streichung des Intendantenpostens vor. Heute Kreditbewilligung

Der Haushaltsausschuss soll heute einen Kreditrahmen von 6,5 Millionen Euro für das Theater beschließen. Das fordert die Kulturdeputation als ersten Schritt umfassender Konsolidierungsmaßnahmen für das unter anderem durch „Marie Antoinette“ angeschlagene Haus. Die Übernahme der aus der Krise von 2005 stammenden Verbindlichkeiten in Höhe von 2,9 Millionen wird hingegen vertagt.

Warum der Kreditrahmen so deutlich über den aktuell mit vier Millionen Euro bezifferten Liquiditätsengpass hinaus geht, erklärt das Kulturressort mit notwendigen Produktionsvorleistungen. Zu Spielzeitbeginn stünden ihnen noch keine entsprechenden Einnahmen gegenüber.

Bis 2014 muss das Theater seinerseits Einsparungen in Höhe von zwei Millionen Euro erwirtschaften. Nach Ansicht des Betriebsrates des Theaters sind „qualitätsvolle Produktionen“ trotzdem möglich, auch wenn der Eingriff „schmerzhaft“ sei. Chefdramaturg Hans-Georg Wegner sieht den künftig „sehr engen Rahmen“ als „sportliche Herausforderung“: „Künstlerisch ist es machbar, damit zu leben.“ Eingespart werden sollen insbesondere die vielen Gäste und teure Prominenz, Wegner will dafür auf junge Regisseure setzen. Im Schauspiel wird das Repertoire-Prinzip wieder eingeführt, für die Oper hingegen habe sich das en bloc-System zur Entlastung der Sänger bewährt.

Den weitestgehenden Sparvorschlag macht der Betriebsrat: die Streichung des Intendantenpostens. Die Programmplanung würde dann von Mitarbeitern und Spartenleitern übernommen. Deren Verträge sind nicht, wie sonst üblich, an die Laufzeit der Intendanz gekoppelt, sondern bis 2012 gültig.

Derweil untermauern weitere Ergebnisse der Musical-Untersuchung durch die „Fides Treuhand“ den Vorwurf einer nicht ordnungsgemäßen Geschäftsführung: So wurden die aus dem Ruder gelaufenen Ausgaben für „Marie Antoinette“ nur bis Februar über die korrekte Kostenstelle gebucht. Anschließend wurden sie – gegen den ausdrücklichen Beschluss des Aufsichtsrats – ins Kerngeschäft verlagert. Henning Bleyl