: Nie mehr Schule
In Bissendorf sollen drei 17-Jährige von der Schule fliegen – wegen Wodka-Schorle und zwei Gramm Marihuana
Es war die Abschlussfahrt der Zehntklässler der Realschule in Bissendorf, Landkreis Osnabrück. Das Ziel: München. Die letzte Gemeinschaftsaktion, bevor die SchülerInnen im Sommer gemeinschaftlich antreten werden, um ihre Prüfungen zu schreiben. Alles super an der Isar, hätten die Lehrer nicht am vorletzten Tag im Zimmer dreier 17-Jähriger diverse Flaschen Apfelschorle mit Wodka nebst zwei Gramm Marihuana entdeckt. Eigentlich, hätte man gedacht, steht auf sowas als Höchststrafe das vorzeitige Heimschicken. Den Pädagogen aber reichte das nicht. Und mittlerweile hat sich auch Niedersachsens Kultusminister Bernd Busemann (CDU) in den Fall eingeschaltet.
Höchste Ebene – wie kam‘s? Nach der Rückkehr der Klasse befand die Klassenkonferenz, ein Gremium aus Lehrern, Eltern und Schülern, die drei Schüler seien von der Schule zu verweisen. Man wolle die Erziehung der Mitschüler von solchen Beeinträchtigungen freihalten – andernfalls, so hieß es, „sind Nachahmungseffekte nicht auszuschließen“. Schulleiterin Gisela Kascha erklärte den Bescheid für sofort vollziehbar.
Das war‘s dann mit dem letzten Schuljahr für die drei 17-Jährigen – allerdings nur für kurze Zeit. Die Eltern legten Widerspruch ein. Außerdem wehrten sie sich mit einem Eilantrag gegen den sofortigen Ausschluss und hatten damit beim Verwaltungsgericht Osnabrück Erfolg. „Das Gericht“, so der Rechtsanwalt der geschassten Schüler, Axel Zumstrull, „folgte vor allem dem Argument, dass der Schulverweis der drei Schüler im Abschlussjahr unverhältnismäßig ist.“ Die Schüler dürfen nun weiter zu ihrer Schule gehen.
Ausgestanden ist die Geschichte damit aber noch nicht: Der Fall wandert nun zur Landesschulbehörde, die über den Widerspruch der Eltern entscheidet. Anwalt Zumstrull wird „in jedem Fall klagen“, falls die Landesschulbehörde den Schulverweis für rechtens befindet. Was so unwahrscheinlich nicht ist: Kultusminister Busemann, oberster Chef der Landesschulbehörde, stellte sich hinter die Bissendorfer Pädagogen. „Ich setze voll auf die pädagogische Fachkompetenz der Lehrer vor Ort“, sagte Busemann der Neuen Osnabrücker Zeitung. Der Beschluss der Landesschulbehörde wird noch in dieser Woche erwartet. kli