Wieland will Platz zwei

Ex-Senator tritt gegen Ex-Bürgerrechtler Schulz an, sieht aber keinen Ost-West-Konflikt

Christian Ströbele setzt alles auf sein Direktmandat. Um einen grünen Listenplatz will er sich diesmal nicht bemühen. Trotzdem hat seine Kandidatur auch Folgen für die anderen Grünen: Sollte er gewinnen, wird sein Mandat bei der Sitzverteilung mitgezählt. Ströbele hätte einen von mutmaßlich höchstens vier Berliner Grünen-Sitzen sicher.

Selbst wenn die Partei ähnlich gut wie 2002 abschneidet, wäre nur noch Platz für einen Mann hinter Spitzenkandidatin Renate Künast und vor Sibyll Klotz, die auf dem Frauenplatz drei antritt. Nach Werner Schulz und Marek Dutschke gab gestern Ex-Justizsenator Wolfgang Wieland seine Kandidatur bekannt. „Ich werde mich um Platz zwei bewerben“, sagte Wieland der taz, „weil ich im Bundestag auf den Politikfeldern streiten möchte, die mir besonders am Herzen liegen: Bürgerrechts-, Justiz- und Innenpolitik.“ Er wolle „dazu beitragen, dass die Grünen nach der Zäsur durch das voraussichtliche Ende der rot-grünen Regierung wieder ein deutlicheres eigenständiges Profil entwickeln“. Auch bei den Themen Arbeit und Soziales müsse man besser erkennbar werden – durch „neue Rezepte für die Umverteilung von Arbeit“. Die Grünen müssten „über Arbeitszeitverkürzungen reden“. Er halte es für „eine gute Sache, wenn wir Solidarmodelle wie im öffentlichen Dienst auch in der privaten Wirtschaft hinkriegen“.

Sein Image als Schwarz-Grün-Fan beruhe auf „Überlegungen vor zwei Jahren“. Die Aussichten auf eine Zusammenarbeit mit der Berliner CDU hätten sich „durch die jüngste Entwicklung der Berliner CDU zurück zu Diepgen und Ingo Schmitt deutlich verschlechtert“. Seine Kandidatur gegen den früheren DDR-Bürgerrechtler Schulz sollte nicht als Ost-West-Konflikt betrachtet werden: „Wir sind jetzt immerhin im 16. Jahr nach dem Fall der Mauer, deshalb denke ich nicht, dass das ein Thema sein wird.“ LUKAS WALLRAFF