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■ Revision Deutschland 2012, R: Philip Scheffner
„Im Sommer 1992 werden zwei Roma auf einem Getreidefeld in Mecklenburg-Vorpommern von Jägern erschossen. Wahrscheinlich war es ein Unfall, aber es gibt viele Ungereimtheiten. Scheffner blickt wieder und wieder auf das Geschehen, er besucht die Angehörigen der Toten in Rumänien, er spricht mit den damals ermittelnden Polizisten, mit einem Gerichtsmediziner, mit einem Vertreter der Staatsanwaltschaft, mit dem Anwalt eines Schützen. Was dabei nach und nach zum Vorschein kommt, ist zum einen der Umstand, dass die unterschiedlichen Perspektiven auf das Geschehen nach so vielen Jahren nicht mehr zur Deckung kommen, was wiederum Konsequenzen für die Filmerzählung selber hat. Zum anderen bezeugt ‚Revision‘ eine erschreckende Teilnahmslosigkeit der ermittelnden Behörden und der Justiz. Wichtige Zeugen wurden noch vor Eröffnung des Prozesses gegen die beiden Jäger abgeschoben, die Angehörigen vom Prozess nicht mal in Kenntnis gesetzt, die Schützen schließlich freigesprochen. Aus ‚Revision‘ schaut einem ein hässliches Deutschland entgegen, und diese Hässlichkeit hätte man vielleicht verdrängen können, solange die Mordserie der NSU-Terroristen unentdeckt blieb. Heute muss man sich ihr stellen.“ Schrieb Cristina Nord anlässlich der Premiere des Films auf der diesjährigen Berlinale.
„Revision“ läuft am Mittwoch um 18.45 Uhr auf dem Balkan Cimema Filmfest im Viertelkino Cinema
■ The Neon Bible Großbritannien 1995, R: Terence Davies, D: Gena Rowland, Jacob Tierny / Original mit Untertiteln
„Neon Bible beginnt recht geheimnisvoll: Ein verlassen aussehender junger Mann, fast ein Kind noch, sitzt allein in einem Zug und rauscht durch die sternlose Nacht. Im weiteren Verlauf des Films bestätigt sich die erste Vermutung: David musste die Stadt verlassen. In Rückschauen erzählt der Film von Terence Davies eine der möglichen Geschichten, die zu seiner Flucht führten. Dabei wird zugleich die Zuverlässigkeit des Erinnernden und des Erzählenden angezweifelt. David wächst auf in Redneck County, in einem kleinen Provinzkaff in den Vierzigern. Eines Tages zieht seine Tante Mae zu der Kleinfamilie. Mae war früher Nachtclub-Sängerin, befindet sich jetzt am Ende ihrer Karriere und wird schon gleich zu Anfang für ihr ‚geschmackloses‘ Kleid gerügt. Gena Rowlands Stimme allein erinnert an zugige Bahnsteige in Hartford City, schlechten Bourbon in Baton Rouge und überhaupt alle Mühen des jahrzehntelangen Herumtingelns. Davids Zwischenstatus wird in der Sequenz deutlich, in der alle Männer des Dorfes in den Krieg ziehen. Er ist gerade noch jung genug, nicht mit zu müssen und nimmt stattdessen an den Abendveranstaltungen der Frauen teil. Das ist übrigens eine der lustigsten und schönsten Szenen des Films: Die Frauen tanzen ausgelassen zu wildem Bebop, und es wirkt fast so, als feierten sie die Abreise der Männer.“ Schrieb Matthias Anton in der taz.
Der Film läuft in der Reihe „Edward Hopper und das Kino“ am Fr , Mo & Di um 18 Uhr sowie So um 20.30 Uhr im City 46 & Fr, 22.30 Uhr im City 46