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Archiv-Artikel

Kein Chinesisch mehr am Morgen

INFORMATION Die Medienanstalt streicht dem Radiosender Multicult.fm einen Teil seiner Sendezeit

Der ehrenamtlich betriebene Radiosender Multicult.fm und andere nichtkommerzielle Formate bangen um ihr Bestehen. Grund dafür ist die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB), die vergangene Woche die Programmstruktur ihres Senderverbundes 88.vier geändert hat – zum Nachteil einiger Initiativen. Das Freie Radio Frrapo aus Potsdam musste den Betrieb nach einem Jahr bereits ganz einstellen. Laut MABB seien Abmachungen nicht eingehalten worden.

Die MABB bestimmt, wer in den betroffenen Bundesländern einen Radiosender betreiben darf und wer nicht. Vor zwei Jahren hat die Anstalt das Schaltprogramm 88.vier etabliert, das auf just dieser Frequenz zu empfangen ist. Die MABB hat nun entschieden, einige Sendungen aus dem Programm zu nehmen. Profiteur der Reform ist vor allem der hauseigene Offene Kanal Alex, der mit wöchentlich 56 Stunden elf Stunden mehr Sendezeit erhält als bisher. Der Musiksender Byte.FM wird erstmalig mit ins Programm genommen. Er steht aufgrund seines kommerziellen Charakters in der Kritik.

Multicult.fm hingegen muss nun auf fünf Stunden Sendezeit pro Woche verzichten. Die Fremdsprachenmagazine, die unter anderem auf Chinesisch ausgestrahlt wurden, sind nicht mehr im Radio zu hören. „Ein großer Verlust für Macher und Hörer: die Sendungen wurden mit zweisprachigen Moderatoren – also mit maximal integrativem Ansatz – produziert“, erklärt der Sender in einer Mitteilung.

Die MABB erklärte, dass es technische Mängel bei der Programmzulieferung gegeben hätte. Multicult.fm räumt diese Probleme zwar ein, allerdings seien sie Anfang des Jahres durch „erheblichen Kraftaufwand“ beseitigt worden.

In der Vergangenheit wurden die Programmzeiten jedes Jahr neu zugeteilt. Künftig soll eine zweijährige Vergabe mehr Planungssicherheit bieten. Multicult.fm-Chefredakteurin Brigitta Gabrin hofft derweil, dass nicht noch weitere Sendungen wegfallen. Künftig will der Sender versuchen, von den Geldern der MABB unabhängiger zu werden, so Gabrin. Geplant ist der Ausbau der vor zwei Jahren gegründeten „multicult Treuhandstifung“ zu einer rechtsfähigen Stiftung. Das nötige Kapital soll unter anderem auf einem im Herbst geplanten Benefiz-Dinner eingeworben werden. VINCENT STREICHHAHN