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Archiv-Artikel

„Einen Psychologen fragen“

KRIEG & FRIEDEN Joachim „Bommel“ Fischer schlägt den Bogen von Schaufensterpuppen zu Politik

Von SCHN
Joachim „Bommel“ Fischer

■ 52, ist Künstler, Mitglied der Deutschen Friedensgesellschaft/Vereinte KriegsdienstgegnerInnen (DFG/VK) und Mütze-mit-Bommel-Träger

taz: Herr Fischer, was haben ausgerechnet Schaufensterpuppen mit Krieg oder Frieden zu tun?

Joachim Fischer: Es ja gibt nicht nur naturalistische Puppen, sondern auch welche ohne Kopf: Da denke ich beispielsweise an einen Hinweis auf die Todesstrafe. Oder welche, die nur aus einem Torso bestehen. Das ist oftmals genau das, was von Menschen übrig geblieben ist, die im Krieg zu Tode gekommen sind.

Makabre Assoziationen ...

Ja, aber die Gedanken sind frei, also darf man sich auch Gedanken über Schaufensterpuppen machen. Ich sammle ja auch Einkaufszettel, diese handgeschriebenen Notizzettel. Davon habe ich mittlerweile ungefähr 2.000 Stück zusammengetragen und sie als „Literatur des Alltags“ ausgestellt. Woher so etwas kommt, weiß ich nicht. Da müsste man vielleicht mal einen Psychologen fragen.

Sie werden morgen im Rahmen der Friedenskundgebung der Initiative „Nordbremer Bürger gegen den Krieg“ reden – mit Puppen oder ohne?

Ohne, aber ich werde große Fotos dabei haben. Ich hab ja schon einmal eine Führung zu diesem Thema gemacht, und da war es natürlich viel leichter, etwas dazu zu sagen. Morgen kann ich nur ein Extrakt daraus wiedergeben, aber der zeitliche Rahmen ist ja auch kleiner und thematisch ist das Ganze auch eingeschränkter. Das wird also schon gehen!

Haben Sie Lieblingspuppen?

In der Sögestraße im Modehaus Roland gibt es naturalistische Puppen, die ich toll finde. Die sind liebevoll bis ins Detail gestaltet, keine ist wie die andere. Man kann da zum Teil sogar Aderzeichnungen auf dem Handrücken erkennen. Die zeigen: Auch wir sind in der Gesellschaft alle individuell verschieden! Ganz scheußlich fand ich eine Puppe, die ich in Göttingen gesehen habe: Der Kopf war abstrakt und hatte tiefe Einschnitte – wie ein CD-Halter. Sehr befremdlich. INTERVIEW: SCHN

17 Uhr, Ecke Gerhard-Rohlfs-/ Breite Straße