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Archiv-Artikel

Abendschau aus dem Archiv

RBB-STREIK 30 Kameraleute traten am Freitag in den Warnstreik. Der Protest gegen schlechte Bezahlung soll Auftakt zu einer Welle von Ausständen werden. Der Fernsehsender setzt freie Teams ein – und alte Bilder

Sie sind nicht viele, doch sie haben die Macht über die Bilder beim Fernsehen: Rund 30 Kameraleute des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) sind gestern in den Warnstreik getreten. Am Vormittag protestierten sie vor dem Berliner Sitz des Senders in der Masurenallee, am Nachmittag in Potsdam.

Die zentralen Forderungen der Warnstreikenden: Druck machen in den aktuellen Tarifverhandlungen für mehr Geld bei dem nächsten Tarifabschluss. „Wir liegen immer noch weit hinter dem ARD-Niveau“, erklärt Stefanie Damm vom geschäftsführenden Verbandsvorstand Ver.di im RBB. Im Schnitt habe die Erhöhung bei den Tarifabschlüssen der ARD bei 5,4 Prozent gelegen. Darin eingerechnet sind je nach Anstalt unterschiedliche Sockelbeträge. Der RBB bietet nach eigenen Angaben zweimal 2,2 Prozent ohne Sockelbetrag, stattdessen eine Erhöhung des Familienzuschlags.

„Die ‚Berliner Abendschau‘ wird ihr Programm machen, aber die Inhalte werden weitestgehend aus dem Archiv stammen“, sagt ein langjähriger Kameramann. Er ist seit über zehn Jahren beim RBB beschäftigt. Seinen Informationen nach wurden kurzfristig zwei freie Teams engagiert, um die Ausfälle abzufangen. RBB-Sprecher Ralph Kotsch bestätigt, dass geplant war, externe Kräfte einzukaufen. „Wir bemühen uns, die Auswirkungen auf das Programm so gering wie möglich zu halten.“

Die Kameraleute kritisieren auch Missstände, die laut Kotsch nicht Gegenstand der aktuellen Tarifverhandlungen sind: „Bei uns geht es auch darum“, so ein Kameramann, „dass wir seit 25 Jahren keine Zuschläge bekommen für Sonntags- und Nachtarbeit und auch keine bezahlten Überstunden.“ Dass gerade die Kameraleute die ersten Streikenden sind, hat einen Grund: Sie gelten als gut vernetzte und organisierte Abteilung – die zudem der Geschäftsleitung nicht so stark unterworfen sein soll wie andere Bereiche des Senders.

Den Kameraleuten geht es bei dem Warnstreik auch darum, ein Zeichen in den Sender hineinzusenden und andere Bereiche zum Streik zu ermutigen. Auch wenn es nach der Gewerkschaft geht, soll der gestrige Tag nur der Auftakt zu einer Welle an Warnstreiks sein, bei denen die einzelnen Abteilungen im Sender nacheinander bestreikt werden. Am Freitag schlossen sich nach Angaben von Gewerkschafterin Damm Beschäftigte im Kameralager und aus verschiedenen Support-Abteilungen an. Ein Streikender berichtet außerdem, dass eine gesamte Studioabteilung und Mitarbeiter von Übertragungswagen sich dem Ausstand angeschlossen hätten. Bereits Anfang Oktober bestreikten RBB-Mitarbeiter das Info-Radio, das daraufhin auf Inhalte des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) zurückgriff.

Ob der Warnstreik in ihrem Sinne etwas bewegt hat, werden die Beschäftigten am kommenden Dienstag wissen: Dann treffen sich die Verhandlungsdelegationen von RBB und den Gewerkschaften Ver.di und dem Deutschen Journalisten-Verband (DJV) für die nächste Verhandlungsrunde. SVENJA BERGT