: Heulend im Arbeitsamtsbüro
betr.: „Produktion von Parias“, taz vom 28. 8. 05
Danke Gabriele Goettle und der mutigen Beamtin. Das war bis jetzt das Beste, was ich über Hartz IV gelesen habe, und entspricht meinen Erfahrungen als „Almosenempfänger“. Es gibt sie noch, die ehrlichen und hilfsbereiten Beamten, aber auch den totalen Gegensatz.
Ich selber habe letzte Woche heulend in einem Büro gesessen, weil ich einfach nicht mehr kann. Ich kämpfe jeden Tag, zahle noch Schulden ab, versuche es zumindest, arbeite jedes Wochenende nachts auf 400 Euro (das habe ich vorher schon gemacht), zahle einen Großteil meiner Miete von dem Rest, der mir eigentlich zum „Leben“ bleiben soll. Denn sie ist für eine Einzelperson zu groß und zu teuer. Sechzig Quadratmeter für 273 Euro kalt. Die Beamtin hat vergessen zu erwähnen, dass pro Quadratmeter nur 0,80 Euro Heizkosten bezahlt werden. Das bei steigenden Heizkosten!
Ich weiß nicht, wie lange ich das noch durchhalte, und verstehe nicht, warum sich in Deutschland nichts rührt. Wir sind alle betroffen, nicht wie in den 80er-Jahren, wo Arbeitslosigkeit meist nur die unteren Schichten getroffen hat. Wenn dann noch Berichte durch die Medien gehen, dass Politiker und Manager abtreten, weil sie Mist gebaut haben und dafür noch Abfindungen, lebenslange Renten, Übergangsgelder bekommen, dann fällt mir nichts mehr ein.
Warum stehen nicht auch die Menschen auf, die uns „verwalten“, die diese Missstände sehen, und schreien es heraus? Ach, und noch eins. Als Alg-II-Empfänger bekommt man kein neues Konto mehr bei einer Bank! Ich könnte noch viel mehr drüber schreiben, aber dann verfalle ich in ausweglosen Frust und das hilft mir auch nicht.
SIGRUN HESSE, Rheda-Wiedenbrück