Ein Nest fürs Kabarett

Roger Willemsen kommt zum ersten Mal als Comedian und es gibt zwei Schweizertage: Das letzte Progamm unter der Regide von Rita Baus, die nach 18 Jahren das Bonner „Pantheon“ verlässt

VON PETER ORTMANN

Die nordrhein-westfälische Hochburg für Comedians und Kabarettisten liegt in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn. 18 Jahre lang hat Rita Baus dort das Theater Pantheon im Bermudadreieck von Provinz, Wasserwerk und ehemaligem Kanzleramt durch die Klippen geschifft. Jetzt geht sie von Bord. Endgültig. „Das fällt mir schwer, das Pantheon ist mein Leben“, sagt sie der taz. Schließlich hat sie dort alle zusammengebracht: kein Superstar der Kabarettszene, der nicht mindestens einmal im Pantheon aufgetreten ist. Und satirische Vorlesetage gab es dort schon, als Vorlesen meist noch den Fluren der Buchhandlungen vorbehalten schien. Ihre Zukunft sei noch ungeklärt, Angebote und viele Ideen habe sie, doch als erstes werde sie wohl eine Auszeit nehmen. Vom Theater weg will sie nicht, dem Genre Kabarett bleibt sie verbunden.

Ihr letztes Programm verbindet Roger Willemsen – mal nicht auf Lesereise – sondern solo als Comedy/Kabarettist auf der Bühne mit ihrer erfolgreiche Reihe „Quatsch keine Oper!“ in der Bonner Oper, wo Hannerlore Hoger, Dietmar Mues und Joachim Kuntzsch mit einem Tucholsky-Abend auftreten und einem überdrehten Olli Dietrich als Countrymusiker. Auch die allerletzten Bühnenauftritte von Edda Schnittgard und Ina Müller (Queen Bee) werden im Pantheon stattfinden. Das erfolgreichste Frauen-Musik-Kabarett-Duo Deutschlands löst sich auf.

Der goldene Oktober ist quasi als Gegengewicht zum parallel laufenden Köln-Comedy-Festival sehr auf das politische Kabarett ausgerichtet. Werner Schneyder, Wilfried Schmickler und das Frankfurter Fronttheater (Gedenkminute für Matthias Belz!) sind dann in Bonn zu Gast.

Stolz ist Rita Baus auch auf die beiden Schweizertage, an denen Emil Steinberger („dem habe ich bereits vor 15 Jahren einen Brief geschrieben“) und die international gefeierte Clownin Gardi Hutter auf dem Programm stehen. Vor 15 Jahren erfand die Kabarett-Verliebte auch den Prix Pantheon. „Das war damals der erste, der mit einem Wettkampf verliehen wurde“, sagt Baus. Heute würde diese Form inflationär benutzt. In diesem Jahr erhielt den Preis Andreas Thiel, „der schwärzeste Politik-Satiriker der Schweiz“ (so die Jury). Die Alpenrepublik schein ein gutes Pflaster zu sein.

Im Herbst ist Rita Baus also weg. Doch wie es sich für eine gute Chef-Etage ziemt, ist für das Pantheon längst vorgesorgt. Lebensgefährte Rainer Pause bleibt weiterhin Geschäftsführer und die künstlerische Leitung übernehmen Künstleragent Klaus Meier (wie sinnig) sowie Stefanie Rosner (einst Lustspielhaus und Lach- & Schießgesellschaft München).