kurzkritik Philharmoniker: Himmel und Hölle

Es gehört zu den Merkwürdigkeiten des Musiklebens, dass Dmitri Schostakowitschs pathetische fünfte Sinfonie, mit der er 1937 dem damaligen Sowjet-Patriotismus Tribut zollte, zu seinen meist aufgeführten Werken im Westen gehört. Denn allein die Interpretation kann die biographische Konkretheit, die Dramatik und Doppelbödigkeit des Werkes kaum zeigen: Lärm und Verstummen, gewaltiges Dröhnen, aber auch Trauer, Wut, und ein „Dennoch“. Mit diesem Werk und Tschaikowskis Violinkonzert waren die Bremer Philharmoniker beim Musikfest besser vertreten als mit den Programmen der Vergangenheit.

Der amerikanische Dirigent George Hanson machte seinem Ruf als Schostakowitsch-Experte mit glänzenden Solisten und dem gut folgenden Orchester alle Ehre. Vor dem nicht enden wollenden Beifall im fast ausverkauften Haus blieb Betroffenheit angesichts eines „höllischen“ Künstlerdramas, das in der Musikgeschichte seinesgleichen sucht. Der junge Franzose Laurent Korcia war der Solist eines der schwersten Solo-Konzerte überhaupt, in dem sich der „russische Himmel auftut“, wie ein Zeitgenosse schrieb: bravorös gemacht, klangschön und strukturell durchsichtig. Ute Schalz-Laurenze