: Grünes Gewissen
Im Kampf gegen Beton
Schwierige Zeiten für Rotmilan und Landschildkröte auf den Balearen: Touristen, Hotelanlagen und Autobahnen können für die Umwelt zum Problem werden. Doch Rettung naht: Der größte Umweltschutzverband der Inseln GOB (Grup Balear d’Ornitologia i Defensa de la Naturalesa – Balearischer Verband für Ornithologie und Umweltschutz).
Seit über dreißig Jahren arbeitet der GOB als „Verteidiger der Natur“ auf den Balearen – oft mit Erfolg. So mancher Naturpark hat seine Deklaration dem GOB und dessen Kampagnenfähigkeit zu verdanken. Waren zunächst, wie der Name verrät, noch Vögel Hauptgegenstand des GOB-Engagements, so kümmert sich der Verband mittlerweile um alle Umweltbelange. Über 5.000 Mitglieder widmen sich dem Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten und der Umwelterziehung. Außerdem zeichnet der Verband für wissenschaftliche Publikationen verantwortlich und für eine Reihe von Anzeigen – die Rechtsmittel gegen Umweltsünder auszuschöpfen sieht der GOB als wichtige Aufgabe an.
Eine seiner wichtigsten Verbündeten war bis vor zwei Jahren die rot-grüne Regierung der Balearen. Sie hatte begonnen, Bausünden zu beseitigen und Land aufzukaufen, um es zum Nationalpark zu erklären. Die Losung, statt vieler lieber wenige zahlungskräftige Touristen auf die Insel zu holen, stammt von Rot-Grün – wie auch die Ökosteuer für Urlauber.
Ein Euro pro Tag und Tourist sollte Naturparks und Kläranlagen finanzieren. Zu viel – entschied empört Bild und mobilisierte: Ein Proteststurm überzog der Deutschen liebste Insel Mallorca. 2003 erhielt Rot-Grün mit der Abwahl die Quittung. Seither herrscht die konservative Volkspartei. Erste Amtshandlungen: Abschaffung der Ökosteuer. Die Nationalparks wurden massiv verkleinert, Autobahnen geplant. Da nutzte auch nicht, dass 50.000 Mallorquiner gegen die neuen Trassen auf die Straße gingen – bis 2004 die neue Staatsregierung in Madrid gewählt wurde und gegen die „autopistas“ einschritt.
Ein Glücksfall für Mallorca, findet der GOB. Denn die Autobahnen hätten den Lebensraum vieler bedrohter Tiere und Pflanzen zerstört – und die Insel wohl auch nicht gerade idyllischer gemacht. Doch der Kampf geht weiter: gegen Golfplätze, Meerwasserentsalzungsanlagen und andere ökologisch bedenkliche Projekte. Der Widerstand, berichtet Gerald Hau vom GOB, wachse, und auch viele ausländische Ansässige schlössen sich dem Prostest an, „damit die Insel nicht ihren einzigartigen Charakter und ihre immer noch vorhandene Schönheit verliert“.
Auch deutsche Besucher der Balearen will der GOB in seine Arbeit einbinden. Vorzeigeprojekt ist die Finca La Trapa, die vor 25 Jahren vom GOB gekauft wurde, um sie vor der Zerstörung für ein touristisches Großprojekt zu retten. Heute ist die Finca eine beispielhafte Anlage: Die Förderung des Ökotourismus wird dort ebenso vorangetrieben wie Umwelterziehung, natürliche Wiederaufforstung und die Wiederbelebung traditioneller landwirtschaftlicher Nutzung. GLUX
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