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SYLVIA PRAHL
Singende Kinder sind glückliche Kinder. Das stimmt. Und wenn meine Tochter hinten im Fahrradsitz „Die Tiroler sind lustig“ intoniert, zaubert sie im Vorbeifahren sogar ein Schmunzeln auf die Gesichter miesepetriger Passanten. Ritter Rost schläft zwar nicht auf Stroh, sondern in einem quietschenden Eisengestell, ist aber in einem ähnlich angenehm anarchischen Kosmos zu Hause. Die von Jörg Hilbert ersonnenen Geschichten um den leicht hasenfüßigen kleinen Ritter und die catchy Kompositionen von Felix Janosa sind inzwischen zu Kindermusical-Klassikern avanciert. Am Sonntag lädt Patricia Prawit, den kleinen Eisenburg-Untertanen besser bekannt als die Stimme des resoluten Burgfräuleins Bö, mit der Ritter Rost Band zur scheppernden Weihnachtsfeier – hoppla, es ist 1. Advent! – in den Milchsalon aka Roten Salon der Volksbühne. Um 11 und um 15 Uhr werden die beliebtesten Ritter-Rost-Songs, fröhliche und besinnliche Weihnachtslieder gesungen, auswendig, lauthals und aus vielen, mit Dosenschmier geölten Kehlen. Die „Lästige Liste der täglichen Pflichten“ wird da mal schön zu Hause gelassen (www.milchsalon.de, 12/15 Euro)!
Vorlesen macht Kinder auch glücklich. Zumal wenn Dieter Mann die bezaubernde „Weihnachtsgans Auguste“ vorliest. Außerdem wird hier der Beschützerimpuls tierlieber Youngster einmal nicht unterwandert, wenn die lebendige Gans, die Kammersänger Löwenhaupt mit nach Hause bringt, peu à peu zum vollwertigen Familienmitglied gedeiht. Auguste muss zwar Federn lassen, aber es geht ohne Blutvergießen aus. Den Gänsebraten kann es ja auch im nächsten Jahr zu Weihnachten geben? Am Sonntag sind im Babylon Kino in Mitte um 16 Uhr neben der Rettungsgeschichte der Auguste noch andere Märchen von Friedrich Wolf zu hören (12/8 Euro).
Es ist nicht bewiesen, könnte aber sein, dass der Besuch des Puppentheaterstücks von der „Weihnachtsgans Auguste“ im Friedrichshainer Theater der Kleinen Form meine Tochter dazu veranlasst hat, dem Fleischkonsum – Würstchen und Buletten nicht mitgerechnet – abzuschwören. Beeindruckend war die Aufführung allemal. Puppen und Bühnenbild sind liebevoll gestaltet und die lustige Inszenierung hält dreijährige Wippsterte über eine halbe Stunde lang auf ihren Sitzen. Und wenn die Konzentration doch nicht ausreicht, kann im Foyercafé gespielt werden (Samstag und Sonntag je 11 und 16 Uhr, 5 Euro, Kartentelefon: 29 35 04 61, www.theater-der-kleinen-form.de).
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