Ihr Kinderlein kommet

KITA-AUSBAU Hamburg setzt Kita-Rechtsanspruch für Zweijährige erfolgreich um. Kosten haben sich verdoppelt. Grüne fordern Qualitätsoffensive

Die Kita-Kosten haben sich seit 2002 von knapp 240 auf 475 Millionen Euro ziemlich exakt verdoppelt

Detlef Scheele (SPD) ist ein Liebhaber knapper Sätze. „Der Rechtsanspruch hat funktioniert, beim Kita-Ausbau sind wir im Plan“, versteht es der Sozialsenator seine beiden Kernbotschaften in nur einem Satz unterzubringen. Scheele spricht über den seit August geltenden Rechtsanspruch für Kinder ab zwei Jahren auf einen Krippenplatz. Und er redet darüber, was noch getan werden muss, damit auch der Rechtsanspruch für Einjährige, der kommenden Sommer in Kraft tritt, funktioniert.

Zur Erläuterung hat Scheele ein dickes Bündel voller Zahlen unter dem Arm. Danach werden heute weit mehr als doppelt so viele unter Dreijährige in der Krippe betreut wie noch vor zehn Jahren – 17.738 gegenüber 7.286. Bundesweit sei Hamburg im Krippenbereich heute mit einer Betreuungsquote von 35,8 Prozent Spitzenreiter unter den westdeutschen Ländern, was dazu führe, dass für jedes Kind, für das ein Platz benötigt wird, auch einer zur Verfügung steht.

Und bis 2014 soll die Zahl der Krippenplätze um weitere 4.000 auf dann rund 21.700 gesteigert werden. Dabei sei – so die Sozialbehörde – die „Erzieher-Kind-Relation in den letzten Jahren stabil geblieben“, der Anteil der Elternbeiträge an den Finanzierungskosten sogar noch gesunken. Die von der Stadt getragenen Kita-Kosten haben sich dadurch von knapp 240 auf 475 Millionen Euro ziemlich exakt verdoppelt. Bis 2014 sollen sie noch auf über 563 Millionen Euro ansteigen.

Denn auch bei der Betreuung von Kindern ab drei Jahren bis zur Einschulung gab es im vergangenen Jahrzehnt eine, wenn auch flachere, Steigerung. Die Betreuungsquote erhöhte sich seit 2002 von 81 auf 93,6 Prozent und entspricht damit derzeit ziemlich genau dem westdeutschen Durchschnitt.

Wer all die Kinder, die da noch kommen werden, betreuen soll, kann Scheele noch nicht genau sagen, sieht aber auch hier „keinen Engpass“ auf Hamburg zukommen. „Wir haben die Ausbildungskapazitäten an beiden Hamburger Fachhochschulen erhöht, Umschulungsmaßnahmen zum Erzieher und zur Erzieherin mit der Arbeitsagentur auf den Weg gebracht und setzen zudem darauf, dass viele Teilzeitkräfte aufstocken“, glaubt Scheele auch für die Zukunft an genug Personal.

Kritik an der Erfolgsbilanz, deren erste Grundlagen schon zu Ole von Beusts Zeiten gelegt wurden, üben allein die Grünen. Sie befürchten, dass der Senat vor lauter quantitativem Wachstum die Qualität der Betreuung aus dem Blick verlieren könnte und klagen hier deutlich „mehr Anstrengungen“ ein.

So fordert die jugendpolitische Sprecherin der Grünen-Bürgerschaftsfraktion, Christiane Blömeke: „Hamburg muss auch bei der Kita-Qualität Spitzenreiter werden.“  MARCO CARINI