piwik no script img

Archiv-Artikel

KUNSTRÄUME

Jahresabschluss mit KunstHasserStammTisch: Auch im kommenden Jahr bleiben für die Kunst in Hamburg viel Fragen offen. Die Verteilung der neuen Hotel-Betten-Kultursteuer scheint kaum zur Zufriedenheit auszufallen, das Altonaer Museum ist vorübergehend unzugänglich, die Eintrittspreise andernorts steigen und bewährte Institutionen wie die Linda und die Galerie Oelfrüh schließen. Da tut es gut, sich einmal zu erinnern, mit welchen besonderen Formaten hier einmal Ausstellungsgeschichte gemacht wurde: 2002 gab es die „artgenda“, eine kaum dokumentierte Biennale mit rund 200 baltischen Künstlern und 100 Hamburger Projektpaten, mit 150 Veranstaltungen in 35 Projekten. Die artgenda hatte kein Ausstellungsthema, sondern eine Infrastruktur. In einem sich selbstorganisierenden kuratorischen Prozess wurden Kulturaustausch und Netzwerke ermöglicht und Projektplattformen entwickelt. 10 Jahre danach wird die artgenda und ihr Verfahren bei einem „Ehemaligen-Treffen“ noch einmal befragt: Wie wirkte sie auf den folgenden Anstieg der Aktivitäten in der Off-Szene? Was wurde aus den Kontakten, was ging schief? Ist angesichts der Großausstellungen dieses Jahres dieses Modell eine geeignete Alternative? Es gibt baltische Getränke und ostfriesische Neujahrswaffeln, Filme und Musik und artgenda Paten, Teilnehmer und Beobachter ziehen Bilanz. KunstHasserStammTisch, heute, Sa, 29. Dezember, 19 Uhr, Lobby des openroom-artisthotel, Bartelstraße 65

Bewerberinnen und Bewerber für das 33. Arbeitsstipendium der Freien und Hansestadt Hamburg: Der Zustand und die Zukunft der Kunst in Hamburg sind jedes Jahr sehr schön an dieser Ausstellung zu sehen: Nach einer Vorauswahl aus hunderten von Mappen dürfen 28 Künstlerinnen und Künstler ihre möglicherweise zu preisenden Positionen präsentieren. Von der neo-dadaistischen Geste Ina Vanessa Arzenseks, einfach etwas zusammengefegten Staub zu zeigen, bis zu der ausufernden Großinstallation Martin Meisers, die Objekte, Malerei, Video und Performance perfekt verbindet, ist diese einst aus rein praktischen Erwägungen entstandene Ausstellung über die Jahre immer aufwändiger und akademischer geworden und sieht inzwischen wie eine kuratierte Jahresausstellung aus. Malerei spielt dieses Jahr kaum eine Rolle, an Installationen überzeugen Anna-Lena Grau mit eingeschweißten Quallen und einem vorzeitlichen Schachspiel aus Dinosaurierknochen oder Verena Issel mit einer ihrer spätsurrealistischen All-Over-Installationen aus Abfall und Baumarktresten. Und auch der medienanalytische und stadtsoziologische Kriminalfilm von Vanessa Nica Mueller verdient Beachtung. Kunsthaus, Klosterwall 15, Di – So 11 – 18 Uhr, noch bis 7. Januar 2013. Wiederholung der kunstbetriebsreferentiellen Performance „I Thought Payment Would Be First“ von Oliver Bulas am 7. Januar um 13 Uhr

Jubiläum: Schön, wenn es dann doch etwas zu feiern gibt: Seit genau einhundert Jahren gibt es das Museum für Völkerkunde an seinem Standort an der Rothenbaumchausee schon. Es gibt eine bunte regional-internationale Jubiläumsfeier mit allem, was dazugehört. Außerdem diskutieren auf einem Symposium Gäste aus Politik, Kultur und Öffentlichkeit die Frage: „Warum ist ein Museum für Völkerkunde wichtig für Hamburg?“. So, 13. Januar 2013, 11 – 19 Uhr, Museum für Völkerkunde, Rothenbaumchausee 64, Eintritt frei

Wolfgang Welsch: Schöne Aussichten für 2013: Wem in diesen besinnlichen Tagen der Sinn nach sinniger Erweiterung seines Kunstverständnis steht, auch dem kann im Januar geholfen werden. Der Philosoph und einflussreiche Postmoderne-Theoretiker Wolfgang Welsch aus Jena stellt seine Überlegungen unter das pastorale Thema: „Wie die Kunst über die Enge der menschlichen Welt hinausführt“. (Kein Witz). Mi, 9. Januar, 19 Uhr, Kleiner Hörsaal, Hochschule für Bildende Künste, Lerchenfeld 2HAJO SCHIFF