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Archiv-Artikel

„Salz ist schlimmer als Müll“

AUFRÄUMEN Böllerreste machen der Natur weniger zu schaffen als Streusalz, sagt der Nabu

Von EIB
Sönke Hofmann

■ 42, ist Forstingenieur und Geschäftsführer des Nabu Bremen. Er böllert gerne.

taz: Herr Hofmann, ist der Silvestermüll ein Problem für Flora und Fauna?

Sönke Hofmann: Nein, eigentlich nicht. Der größte Teil des Mülls bleibt ja nicht lange liegen und das meiste sind natürliche Materialien wie Papier.

Was ist mit Plastikkappen von Raketen? Kriegen Igel da kein Problem, wenn sie mit der Schnauze stecken bleiben?

Mir ist keine Untersuchung bekannt, aus der man ableiten könnte, dass es hier ein wirkliches Problem gibt. Und zum Glück ist ja in der Jahreszeit in der Natur nicht viel los. Igel und Mäuse verkriechen sich und lassen sich selten blicken.

Na gut, der Müll ist offenbar vor allem ein ästhetisches Problem.

Ja. Aber es gibt im Winter ein anderes Thema, über das ich mich gerne aufrege.

Na?

Streusalz.

Gibt’s in jedem Supermarkt, darf aber von Privatpersonen gar nicht eingesetzt werden.

Richtig, das ist eine Ordnungswidrigkeit, für die ein Bußgeld verlangt werden kann.

Dennoch wird gestreut, was das Zeug hält. Machen Sie die Leute darauf aufmerksam, wenn Sie es sehen?

Nicht immer, ich bin ja kein Hilfspolizist.

Wie reagieren die Angesprochenen?

Die meisten sagen, „das bischen wird doch nicht so schlimm sein.“

Stimmt das?

Nur, wenn der- oder diejenige tatsächlich die Einzige wäre, die einmal in der Straße ein kleines bischen gestreut hätte. Ich habe aber meistens den Eindruck, dass denen bewusst ist, was sie anrichten.

Was genau bewirkt das Salz?

Wenn der Boden versalzt ist, können Bäume das Wasser nicht mehr so gut aufnehmen und geraten vor allem im Frühjahr und im Sommer in Stress. Man kann das daran erkennen, dass die Blätter schrumpeln und braune Flecken bekommen, alles Trocknungszeichen. Das macht die Bäume krankheitsanfällig und sie sterben im schlimmsten Fall ab.

Was empfehlen Sie statt Salz?

Sand oder Granulate. Die lassen sich hinterher einfach zusammenfegen.  INTERVIEW: EIB