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Archiv-Artikel

UMSONST REIN!

Von MOL

Die Songs & Whispers-Reihe ist eine verlässliche Adresse für Bands, die einen intimen Rahmen brauchen, um ihre Musik entfalten zu können. Zweimal treten in dieser Woche die irische Band Red Sail und Rein aus Belgien gemeinsam in Bremen auf, am Samstag in Katja’s Villa Kunterbunt in Findorff (Münchner Str. 80), am Dienstag im LOX in Walle (Bremerhavener Str. 41/43).

Red Sail spielen ausgesprochen feinen Indiefolk. Wem Mumford & Sons nicht zu gefällig sind, der kann hier nichts falsch machen, zudem das Trio ohne den schrecklichen, in der Indie-Welt epidemisch gewordenen Privatschul-Habitus auskommt.

Hinter Rein verbirgt sich ein belgischer Songwriter, der stilistisch an die erste Band des Abends anschließt: intime Folksongs auf einer handgefertigten Gitarre gespielt, Leonard Cohen und Nick Drake immer im Augenwinkel.

Ähnlich friedfertig geht es am Sonntag in der Schwankhalle zu. Die Band Oskar vermeidet allen Krach, man musiziert mit Bass, Schlagzeug und Klavier, Nina Müller singt, und man lässt es ruhig angehen. Eines der schönsten Stücke trägt den programmatischen Titel „Leiser“. Als Zugabe wird schon mal Hans Hartz’ 1983er Hit „Die weißen Tauben sind müde“ gecovert. Das muss man sich auch erst mal trauen – aber es funktioniert. Gegen die allumfassende Freundlichkeit der Band weiß man sich halt kaum zu wehren. Zum Konzert wird Kuchen gereicht, um 15 Uhr geht’s los.

Zum Schluss wird es dann doch noch einmal spröder. In der Plantage 13 wird, ebenfalls am Sonntag, Larry Weinsteins Dokumentation „Die Kunst zerstört das Schweigen“ gezeigt. Ein Bericht über Musik, die mehr ist als ein Beitrag zum subjektiven Wohlbefinden. Der Originaltitel des Films: „The War Symphonies – Schostakowitsch against Stalin“. Weinstein fokussiert auf die Zeit kurz vor und während des Zweiten Weltkriegs, in der Schostakowitsch die Symphonien Nr. 4 bis 9 komponierte. Anhand von Briefen und Aussagen von Weggefährten rekonstruiert der Film, wie der ehemalige Staatskünstler bei dem sowjetischen Machthaber in Ungnade fiel und die Säuberungsaktionen nur knapp überlebte. Beginn ist um 15 Uhr.  MOL