: Jüdische Gemeinde kopflos
Berliner Vorsitzender Albert Meyer erklärt nach internen Querelen seinen Rücktritt
BERLIN dpa ■ Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Berlins, Albert Meyer, gibt sein Amt auf. Nun steht die zerstrittene Jüdische Gemeinde zu Berlin möglicherweise vor einem Richtungswechsel. Beobachter erwarten, dass die russischstämmigen Zuwanderer die Macht an der Spitze der größten jüdischen Gemeinde Deutschlands übernehmen.
Meyer, ein Vertreter des liberalen Judentums, hatte in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der Jüdischen Allgemeinen seinen Rücktritt angekündigt. Er begründete ihn mit einem Streit mit russischstämmigen Zuwanderern im Vorstand. „Ich bin scheibchenweise entmachtet worden“, sagte der Rechtsanwalt gestern. Zugleich betonte er, „diese Personen“ seien nicht repräsentativ für die Zuwanderer, die ein „Segen“ für die Gemeinde seien. Juden aus der Exsowjetunion stellen mittlerweile zwei Drittel der mit 12.000 Mitgliedern größten jüdischen Gemeinde Deutschlands.
Bereits im Sommer hatte der Anwalt eine zweite Amtszeit ausgeschlossen: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mir das noch einmal antun werde.“
Der 57-jährige Meyer war erst im Januar 2004 in sein Amt gewählt worden, nachdem es zuvor einen langen Machtkampf hinter den Kulissen gegeben hatte. Mit ihm leitete erstmals seit 1945 ein Vertreter der nach dem Holocaust geborenen Juden die Gemeinde. Meyer setzt sich nun für baldige Neuwahlen ein. Laut Berliner Zeitung soll Meyers Amtsvorgänger Alexander Brenner wieder den Vorsitz übernehmen.