: Ansichten des Herrn Karl
Exfußballprofi Steffen Karl lässt im Hoyzer-Prozess seine Aussage verlesen. Conclusio: Ich bin unschuldig. Betrug sei „der Kämpfernatur“ fremd gewesen. Sagte der Anwalt
BERLIN taz ■ Ja, sagte Steffen Karl. Mehr sagte er nicht. Richterin Gerti Kramer hatte sich vergewissern wollen, ob Karls Aussage, verlesen von seinem Anwalt Andreas Bartholomé, beendet sei. Sie war.
Während die Mitangeklagten Robert Hoyzer und Ante Sapina im bisherigen Prozessverlauf detailreich und ausführlich ausgesagt hatten, blieb jenes „Ja“ die einzige Lautäußerung des ehemaligen Fußballprofis. Karl, 35, so lauten die Vorwürfe, soll von Ante Sapina angestiftet worden sein, Spiele des Chemnitzer FC zu manipulieren bzw. andere Profis anzuwerben. Ihm werden in der Anklageschrift „fünf Handlungen“ zur Last gelegt. Er wies am Dienstag in seiner Erklärung vorm Berliner Landgericht jede Schuld von sich. „Eine solche Verhaltensweise ist der Kämpfernatur Karl, Spitzname Eisen, geradezu persönlichkeitsfremd“, führte Karls Anwalt aus und bezog sich damit auf eine Aussage Ante Sapinas, in der er behauptet hatte, Steffen Karl habe bei bestimmten Spielen „mit angezogener Handbremse“ agiert, zum Beispiel in der Partie des Chemnitzer FC gegen Dynamo Dresden (0:1) am 10. April 2004. In der Aussage Karls stellt sich der Sachverhalt nun gänzlich anders dar. Karl habe engagiert gespielt, „aber Dynamo Dresden war an diesem Tag die stärkere Mannschaft“, so Bartholomé.
Eisen-Karl räumte immerhin ein, mit Ante Sapina in einem Chemnitzer Lokal gespeist zu haben. Auch habe er Torwart Georg Koch, damals bei Energie Cottbus, 15.000 bis 20.000 Euro angeboten. Nicht weiter schlimm, denn „zu keiner Zeit“ sei es die Absicht Karls gewesen, „Herrn Koch in eine bandenmäßige Tätigkeit hineinzuziehen“. Koch hatte seinerseits keine Lust auf besondere Bande. Er lehnte das Angebot ab.
Karl gab zudem zu, von einer Manipulation gewusst zu haben – gemeint ist das Spiel des SC Paderborn gegen Chemnitz (4:0) am 22. Mai 2004. Ante Sapina habe angefragt, ob „man da nicht etwas machen könne“. Aber wieder blieb Karl eisenhart. Sein Anwalt: „Herr Karl war innerlich nicht bereit, dass der Chemnitzer FC dieses Spiel absichtlich verliere.“ Im Gegenteil, Karl habe auf dem Platz „sein Bestes gegeben“, habe nie „behäbig“ gespielt, ach was, Karl kickte stets „mit vollem Einsatz“.
Richterin Kramer stellte in Aussicht, dass Karls Fall nun vom Hauptverfahren getrennt verhandelt wird. Damit könnte das Urteil im Hoyzer-Prozess früher fallen. Am Donnerstag soll es zur Aussage von Ex-Referee Dominik Marks kommen. Er wird seine Erklärung ebenfalls verlesen lassen. Nachfragen sind wie bei Steffen Karl nicht vorgesehen.
MARKUS VÖLKER