: „Das Projekt ist tot“
FEHMARNBELT Die Kosten steigen, der Verkehrsetat sinkt: Grüne Bundestagsabgeordnete sagen das Ende des Ostsee-Tunnels voraus. Dänische Projektgesellschaft Femern A/S sieht sich hingegen im Zeitplan
KONSTANTIN VON NOTZ, GRÜNE
Konstantin von Notz ist unerschütterlich: „Die Fehmarnbelt-Querung wird am Geld scheitern“, ist der grüne Bundestagsabgeordnete aus Schleswig-Holstein sicher. Mehr als sieben Milliarden Euro würde sie am Ende kosten und das könne sich auch das wohlhabende Dänemark nicht leisten, das den Ostsee-Tunnel allein finanzieren will. Die Verkehrsprognosen sagen 8.000 Autos täglich bei Eröffnung des Tunnels Ende 2021 und 10.800 Fahrten fünf Jahre später voraus: „Dafür würde in Berlin nicht mal eine Ampel aufgestellt“, spottet der Grüne.
Neun Baukonsortien aus acht Ländern wollen sich am geplanten Bau des etwa 18 Kilometer langen Tunnels zwischen Dänemark und Deutschland beteiligen, teilte die dänische Projektgesellschaft Femern A/S in dieser Woche mit. Durch den jetzigen Start der Ausschreibungen für vier Teilaufträge sei das Projekt im Zeitplan, sagt Femern-Sprecherin Inga Karten: „Wir wollen noch 2015 mit dem Bau beginne und Ende 2021 eröffnen.“
Sieben Jahre später müsste Deutschland vertragsgemäß die Schienenverbindung zwischen Hamburg und Fehmarn für die etwa 84 zusätzlichen Fern- und Güterzüge pro Tag ausgebaut haben. Das werde nicht gelingen, glaubt von Notz: „Der Bundesverkehrswegeplan ist ein hoffnungslos unterfinanzierter Wunschzettel.“ Und er soll nach den Vorstellungen von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble um weitere Milliardenbeträge gekürzt werden. „Die Schuldenbremse verhindert unsinnige Verkehrsprojekte“, sagt der grüne Hamburger Bundestagsabgeordnete Manuel Sarrazin.
Zumal die Kostenrechnungen nicht sinken. Der Ausbau von Straße und Schienen durch Schleswig-Holstein wurde vor fünf Jahren mit 817 Millionen Euro beziffert, der Bundesrechnungshof nennt den doppelten Betrag. Hinzu kommt der Ersatz der baufälligen Brücke über den Fehmarnsund für weitere mindestens 400 Millionen Euro. „Damit ist das Projekt tot“, sagt Sarrazin. SVEN-MICHAEL VEIT