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Archiv-Artikel

DIE SELBSTMORDANSCHLÄGE IN AMMAN WÄREN ZU VERHINDERN GEWESEN Terror mit Ansage

Eingezwängt zwischen den beiden großen Unruheherden des Nahen Ostens wirkte Jordanien in den letzten Jahren wie eine Oase des Friedens. Dabei steht das Land als Verbündeter der Amerikaner und wegen seines Friedens mit Israel schon lange ganz oben auf der Liste der Dschihad-Krieger. Der jordanische Chef der al-Qaida im Irak, Abu Mussab Sarkawi, hat seinem Geburtsland mehrfach den Krieg erklärt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Sarkawi auch in Jordanien ein Anschlag gelingt.

Sowohl die Orte wie der Zeitpunkt der Anschläge sind von hoher symbolischer Bedeutung. Mit dem Angriff gegen Hotels traf Sarkawi ins ökonomische Herz des Haschemiten-Reichs. Der Tourismus ist eine der Lebensadern des armen Landes. Die Nobelherbergen dienten in den letzten Jahren aber auch als Zufluchtstelle für alle diejenigen, die der Terror aus Bagdad vertrieben hat – Geschäftsleute, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und irakische Politiker aller Couleur. Neben dubiosen Sicherheitsagenten tummeln sich hier aber genauso die Stützen des ehemaligen Saddam-Regimes. Amman wurde so etwas wie die zweite Hauptstadt des Irak – ob zur Verfassung, zum Wiederaufbau oder zum Schmieden politischer Intrigen und Allianzen, die jordanische Hauptstadt ist der bevorzugte Konferenzort. Insofern haben die Selbstmordattentäter nicht nur das Königreich, sondern in gewisser Weise auch das Nachbarland getroffen.

Zeitlich treffen die Anschläge mit dem geplanten Besuch von König Abdullah II. in Israel und Palästina zusammen sowie dem Besuch von UNO-Generalsekretär Kofi Annan, der in den kommenden Tagen in Amman einen Stopp einlegen wollte. Sarkawi ist damit seinem Plan ein Stück näher gerückt, zum internationalen Al-Qaida-Chef aufzusteigen. Mit dem Finger wird man einmal mehr auf die Amerikaner zeigen, denen es nicht gelungen ist, dem Endzeitkrieger das Handwerk zu legen. Doch das ist wohlfeil. Versagt haben nicht die Amerikaner, sondern der jordanische Sicherheitsapparat. Dieser gilt als ebenso effektiv wie skrupellos. Vermutlich wird er jetzt die Daumenschrauben noch mehr anziehen. Dabei zeigen die Anschläge einmal mehr: Ein Polizeistaat schützt gegen den Terror nicht besser als die Demokratie. INGA ROGG