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Archiv-Artikel

Kooperation scheitert an den Landesgrenzen

Die bremischen Hochschulen sollen stärker mit Niedersachsen zusammenarbeiten. Das klingt gut, wird sie aber ganze Fachbereiche kosten – welche, ist unklar. Ein Zukunftsmodell könnte „Spagatprofessor“ heißen

Von mnz

Bremen taz ■ Im Prinzip sind sich alle WissenschaftspolitikerInnen einig: Die bremischen Hochschulen sollen besser zusammenarbeiten, auch bundesländerübergreifend. Dennoch stehen entsprechende Kooperationen bislang meist nur auf dem Papier. Das ergab jetzt eine Große Anfrage von CDU und SPD an den Senat. ExpertInnen zweifeln jedoch, dass sich der Status quo in naher Zukunft ändert. Grund: Die neue Bundesregierung will den Ländern die alleinige Zuständigkeit für die Hochschulpolitik übertragen. Bundesweit einheitliche Bildungsstandards, so die Befürchtung, könnten dadurch weiter erschwert werden.

Zwar haben die Universitäten in Bremen und Oldenburg schon jetzt eine Kooperationsvereinbarung. So können beispielsweise Studierende aus Oldenburg in Bremen Romanistik, Geographie oder Linguistik studieren. Dennoch sei Zusammenarbeit „zu wenig substantiell“, urteilt Yorck Hener vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) aus Gütersloh. Hener arbeitet derzeit an einer Evaluation universitärer Kooperationsprojekte, die im Frühjahr 2006 mit Empfehlungen aufwarten will.

Auch die Zusammenarbeit der Universitäten in Hamburg und Kiel sieht der Experte kritisch. „Das ist eine kleine Forschungskooperation“, so Hener – und gehe an den Studierenden weitgehend vorbei. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch der Bremer Senat. Länderübergreifende Planungen würden in Hamburg und Schleswig-Holstein „nur sehr zögerlich“ aufgenommen, heißt es da. Und weiter: „Gemeinsame Studienangebote gibt es nicht.“

Die Chancen zur Zusammenarbeit würden bislang „noch zu wenig“ genutzt, heißt es auch in einem Papier des Wissenschaftsrates. Den Hochschulen selbst ist das ganz recht: Ihre Furcht, dass Kooperation mit Kürzung einhergehe, sei „völlig berechtigt“, so Hener. Das geht auch aus dem Papier des Senats hervor: Planungen, ganze Fachbereiche zu vereinigen, gebe es zwar noch nicht, heißt es da. Jedoch sei schon jetzt absehbar, dass das derzeitige Studienangebot „nicht beibehalten“ werden könne. Welche Fächer konkret betroffen sind, ist derzeit aber noch unklar. Der Senat wolle jedoch sicherstellen, dass die Fächer, die Bremen dicht macht, zumindest von einer anderen Hochschule in der Region weiter angeboten würden.

Fraglich hingegen ist, ob künftig vermehrt ProfessorInnen an verschiedenen Hochschulen zugleich berufen werden können. Hier könnte sich die Föderalismusreform als hinderlich erweisen, sagt Hener, denn die Bundesländer können zukünftig das Dienstrecht ihrer WissenschaftlerInnen autonom regeln. Schon jetzt ist es schwierig, eine so genannte „Spagatprofessur“ einzurichten. In Niedersachsen berufen die Hochschulen ihre Lehrstuhlinhaber, in Bremen aber der Wissenschaftssenator.

mnz