: Strommasten durch Wohngebiet
betr.: „Eiskalt erwischt“, taz vom 28. 11. 05
Die Bilder der vergangenen Tage aus dem Münsterland zeigen reihenweise umgeknickte Strommasten auf weiten weißen Feldern, deren Stromkabel teilweise gerissen sind und bis auf den Boden hängen. Häuser sind hier meistens nicht zu sehen. Diese Bilder zeigen, welche wirkliche Katastrophe für Gesundheit und Leben der Menschen ein solcher Unfall in einem Wohngebiet wäre.
Genau das kann auf uns zukommen, wenn die Bahn weiter die Gefahren ignoriert und an ihren Plänen festhält, eine 110-kV-Leitung mitten durch unser Wohngebiet Altglienicke zu bauen. Der Abstand der geplanten Masten beträgt zu einigen Häusern gerade mal zehn Meter! Wenn die bis zu 40 Meter hohen Masten abknicken, fällt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Mast oder ein Strom führendes Leiterseil auf oder nahe an ein Haus. Die Folgen für die Bewohner könnten tödlich sein. Die Unsicherheit der Strommasten bei ungünstigen Witterungsverhältnissen hat sich in den vergangenen 30 Jahre immer wieder bewiesen und ist auch der Bahn bekannt. Dennoch will die Bahn Strommasten mitten durch Altglienicke bauen.
Auf der Erörterung zu diesem Vorhaben im Januar 2004 wurde die Bahn konkret darauf hingewiesen, dass schon 1970 bei Magdeburg zahlreiche Strommasten unter Schneelasten umgefallen sind. Die Bahn hat diese Bedenken verharmlost mit dem Hinweis auf „außergewöhnliche, sehr seltene Wetterbedingungen“. Doch auch im Winter 1978/79 gab es in Schleswig-Holstein und 1994 im Allgäu ähnliche Probleme mit Strommasten, die abgeknickt sind. Weitere Stürme im Juni und Dezember 1999 haben in Norddeutschland etliche Masten „umgefegt“. Die Bahnverantwortlichen auf diesem Erörterungsverfahren versicherten, dass Strommasten bei hohen Belastungen nicht umfallen oder knicken würden, sondern dass dann eher „nur“ die Leiterseile reißen.
Energieversorger haben in den letzten Jahren reagiert. Die Bewag (jetzt Vattenfall), als größter Stromversorger in unserer Region, verweist auf 43.000 km Stromkabel, die bei ihnen unterirdisch verlaufen, um so eine Katastrophe zu verhindern. Es bleibt zu hoffen, dass das Eisenbahnbundesamt diese Gefahren nicht ignoriert. Die einzige Möglichkeit, solche Katastrophen auszuschließen, besteht darin, den Bau der Masten im Wohngebiet nicht zu genehmigen.
THILO KRÄHMER, Bürgerinitiative Altglienicke
Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.