Praxislerntag doch nicht Pflicht

REFORM Schulbehörde stellt Stadtteilschulen frei, in welcher Form sie Betriebspraktika durchführen. Der feste Wochentag sei aber sinnvoller

„Der Praxislerntag ist im Prinzip gut. Nur sollte er auch für Gymnasien gelten“

DORA HEYENN, DIE LINKE

Der wöchentliche „Praxislerntag“ soll doch nicht für alle Hamburger Stadtteilschulen zur Pflicht werden. Das entsprechende Entwurfspapier für eine neue „Übergangsqualifizierung“ in der 9. und 10. Klasse sei überholt, sagt Behördensprecher Peter Albrecht. „Es ist den Schulen freigestellt, in welcher Form sie Betriebspraktika anbieten.“

Künftig solle es für Klasse 9 zwei Varianten geben. Bei den „Blockpraktika“ wären Schüler zwei Mal drei Wochen am Stück in einem Betrieb oder einem außerschulischen Lernort. Der „Praxislerntag“ finde jeweils an einem Tag in der Woche statt. Unabhängig davon werde es in Klasse 10 einen „Profiltag“ pro Woche geben, der „auch berufs- oder studienvorbereitenden Charakter haben kann“. Der könne auch im Betrieb stattfinden.

Die Grüne Stefanie von Berg hatte bei Bekanntwerden des Papiers kritisiert, dass bei einem verpflichtenden Praxislerntag einschließlich Nachbereitung sogar ein Viertel des Unterrichts wegfalle. Dies gefährde die Abiturvorbereitung der Schüler bis Klasse 10. Der Senat betreibe „einseitige Ausrichtung auf Berufsvorbereitung“.

Die Behörde hält dagegen, dass auch für künftige Oberstufenschüler der Praxislerntag sehr sinnvoll sei. Albrecht sagt: „Die pädagogische Fachwelt ist sich einig, dass dies die Form ist, bei der für die Schüler mehr rumkommt.“ Es müsste auch nicht immer Betrieb sein, auch Hochschulen seien als außerschulische Lernorte denkbar. Zudem sei der zeitliche Umfang nahezu gleich. Albrecht: „In der ersten Variante fallen 30, in der zweiten 32 Tage Unterricht aus.“

Anlass für das neue Konzept sind die niedrigen Übergangsquoten. Bisher findet nur ein Viertel der Abgänger mit Haupt- oder Realschulabschluss direkt einen Ausbildungsplatz. Künftig werde auch an den einzelnen Schulen abgefragt, was aus den Abgängern wurde, sagt Albrecht. Daran könne man erkennen, ob das Übergangskonzept der Schule gut sei oder nicht.

Stefanie von Berg findet es wichtig, dass es den Schulen weiter freigestellt wird, wie sie vorgehen. „Die hatten ja funktionierende Modelle je nach Lage der Schülerschaft.“ Die Linke findet den Praktikumslerntag im Prinzip gut. „Er sollte aber auch für Gymnasien gelten“, sagt Schulpolitikerin Dora Heyenn. „Sonst macht der SPD-Senat die Stadtteilschulen weiter zu Hauptschulen.“ Sie erinnert, dass es den Lerntag an den 2009 abgeschafften Hauptschulen bereits gab. „Das hat nicht verhindert, dass nur wenige Hauptschüler einen Ausbildungsplatz bekamen.“  KAJ