: Das ist die perfekte Welle
Die konservative Voice of America wird bald verstummen. Dafür hat das liberale National Public Radio eine eigene Frequenz bekommen. Wenn alles glatt läuft, soll das neue Programm ab April über den Äther in die Berliner Luft gehen
Was hört ein Amerikaner in Berlin? 89,7 zum Beispiel. Auf dieser Frequenz dudelt der „Rocksender“ Star FM Schunkelhits („This land is your land“) in Serie und bringt englischsprachige Nachrichten. Die kommen von der Voice of America (VOA). Doch im April wird sich das ändern. Nach der jüngsten Entscheidung der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) dürfte die Voice in Berlin bald verstummen. Anfang Dezember entschied der Medienrat, dass er dem Sender keine Lizenz mehr geben will.
Stattdessen darf künftig das liberale National Public Radio (NPR) auf der Frequenz 104,1 senden. Und 89,7 gehört ab April allein Star FM. Damit beendete der Medienrat einen langen „Radio-Krieg“ (Spiegel), den VOA und NPR um neu ausgeschriebene Berliner Frequenzen geführt hatten – zwei Anbieter, die politisch unterschiedlicher nicht sein könnten.
Die Voice ist seit 1997 in Berlin zu empfangen. Weil der Sender von der US-Regierung finanziert wird, bezeichnen ihn Kritiker als Bush-Sender. Konkurrent NPR ist ein privater Programmanbieter für Nachrichten und Unterhaltungssendungen (siehe Kasten). Im Gegensatz zur VOA ist er neu in Berlin und gilt als liberal.
Amerikanisches Radio hat in Berlin eine lange Tradition: Bereits am 4. August 1945 begann die US-Regierung, ein Programm in der deutschen Hauptstadt auszustrahlen. Damals ging das American Forces Network on air. Als die Amerikaner nach dem Mauerfall viele Streitkräfte aus Europa abzogen, schrumpften auch die Hörerzahlen der Soldatensender.
„Es ist ein großes Glück, dass NPR bald in Berlin sendet“, sagt Gary Smith, Leiter der American Academy (AA) in Berlin. „Es gibt hier ein großes Publikum, das Erfahrungen mit Amerika hat.“ Es war Bestandteil des Lizenzantrags, dass der neue Sender mit der AA kooperiert. So wird NPR Vorträge von Senatoren und Lesungen vom Wannsee, wo die AA sitzt, übertragen. „Das macht es für viele Hörer möglich, direkt an amerikanischen Debatten und amerikanischer Kultur teilzunehmen“, sagt Smith.
„Die NPR kann von uns aus sofort starten“, kommentiert Ingeborg Zahrnt von der MABB. NPR signalisierte jedoch, dass man zur Vorbereitung des Berlin-Programms noch ein paar Monate brauchen werde. Zurzeit sendet auf 104,1 noch Joy FM und auf 87,9 die Voice. Wenn NPR im April auf Sendung geht, haben Amerikaner in Berlin zum ersten Mal die Wahl zwischen zwei US-Sendern. Zumindest beim Radiohören. Michael Aust