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Archiv-Artikel

DIE BÜRGERVERSICHERUNG IST KEIN AUSWEG AUS DEM RENTENPROBLEM Gesundes Altern kostet

Warum sollte nicht in der Rente auch gelten, was wir in der Gesundheit fordern, fragen linke Gewerkschafter und andere, die sich um Altersversorgung kümmern. Kurzerhand verlangen sie die Bürgerversicherung in der Rente. Einen ersten kleinen Schritt in diese Richtung scheint jetzt der Deutsche Gewerkschaftsbund zu wagen, der die Einbeziehung der Beamten und Selbstständigen in eine „Erwerbstätigenversicherung“ vorschlägt.

Das Prinzip Bürgerversicherung lautet, grob gesagt: Nicht nur die Normalarbeitnehmer, sondern auch die wärmer Eingepackten – Beamte, (gut verdienende) Selbstständige und Co – zahlen in das soziale Sicherungssystem ein. Auf diese Weise werden Leute, die sich leicht und gern in Privilegiensysteme verabschieden, so wie jeder Arbeitnehmer auch zur Solidarität mit den Ärmsten der Gesellschaft gebeten beziehungsweise gezwungen. Für die bisherigen Einzahler sinkt die Belastung.

Doch die Bürgerversicherung ist kein Ausweg aus dem Rentenproblem. Denn zwischen Gesundheitssicherung und Alterssicherung herrscht ein ganz entscheidender Unterschied: Beamte und Besserverdiener sind nämlich gesünder – und genau deshalb leben sie auch deutlich länger. Während ihre Beiträge im Gesundheitssystem den kostspieligen Effekt ihrer hohen Lebenserwartung tendenziell auffangen würden, geschähe in der Rente das Gegenteil: Denn dort sie haben hohe Rentenansprüche und werden daher die denkbar teuersten Rentner sein.

Eine Bürgerversicherung in der Rente hätte daher zur Folge, dass die früh sterbenden Schlechtverdiener den spät sterbenden Gutverdienern den Lebensabend sichern. Grundsätzlich ist das jetzt schon so – das ganze großkoalitionäre Gefasel darüber, dass „wir“ länger leben und darum länger arbeiten müssen, drückt sich um den Umstand herum, dass längst nicht die Lebenserwartung aller steigt. Nur müsste eine faire Rentenpolitik diesen Faktor eher auszugleichen versuchen, statt ihn zu verstärken. Dafür aber müssten sich auch die Gewerkschaften mit ihren eigenen besten Beitragszahlern auseinander setzen. ULRIKE WINKELMANN