: Eckhoff will Visionen an der Weser
Mit zehn „Flusspunkten“ will der für Stadtentwicklung zuständige Bausenator die Debatte um interessante Baugrundstücke an der Weser in Schwung bringen und Investoren den Mund wässrig machen. Photos internationaler Bauwerke dabei sollen helfen
Bremen taz ■ Es geht um „Visionen“, sagt Bremens für Stadtentwicklung zuständiger Senator Jens Eckhoff (CDU), „wir laden ein zur Diskussion“. Und stellt sich ausdrücklich in die Tradition des grünen Umwelt-Senators Ralf Fücks, für den 1991 der Zusatz „und Stadtentwicklung“ im Senatoren-Titel geschaffen worden war. „Stadt am Fluss“ war damals die Leitidee, und nachdem dieses Konzept vor allem mit der Entwicklung der Schlachte zu einer innerstädtischen Attraktion das Gesicht der Stadt verändert hat, will Eckhoff weitere Akzente setzen: Zehn „Flusspunkte“ sollen Bremens Weser-Seite weiter attraktiv machen. Das Stadtplanungsamt will Visionen für zehn bebaubare Ecken an der Weser entwickeln, und damit potentiellen Investoren den Mund wässrig machen. „Mehr mutige Architektur“ lautet für Eckhoff die Devise, und in diesem Sinne hat Stadtbaudirektor Uwe Bodemann als mögliche Vorbilder architektonische Highlights aus aller Welt vorgelegt, die an die zehn Bremer „Flusspunkte“ passen würden: So oder so ähnlich, soll die Botschaft der gewählten Bilder für mögliche Investoren sein. Und wenn alle zehn im Jahre 2010 fertig wären, wäre das ein Schnelligkeits-Rekord. Mit der bescheideneren Interpretation des Slogans „zehn in zehn Jahren“ wäre er auch zufrieden, meinte Eckhoff.
Flusspunkt Nummer eins ist die Ecke am alten „Weserbahnhof“, also genau da, wo mit der Untertunnelung der B 75 der Zugang vom Faulenquartier zur Überseestadt gerade geschaffen wird. Nicht nur die vorgesehenen 4-6 Geschosse, sondern ein Hochhaus könnte sich Eckhoff da vorstellen, ein Baudenkmal am Eingangsbereich zur Innenstadt Bremens, wenn man gedanklich die Weser hinauf fährt. Sinnbild ist ein in den Himmel geschraubtes architektonisches Kleinod, das die Stadtplaner in Malmö gefunden haben.
Gleich gegenüber an der seeseitigen Einfahrt nach Bremen beginnt – recht dunkel und wenig einladend – die Teerhof-Insel (siehe unser Foto), oben auf der Bürgermeister-Smidt-Brücke das gezackte Denkmal „Zum ewigen Maurer“ und im Hintergrund die Silhouette der Altstadt. Ins Wasser gegründet, könnte hier eine architektonische Attraktion entstehen, mit Licht durchflutetem Cafe, sozusagen ein modernes Eingangs-Bauwerk. In Amsterdam und in Hamburg haben die Stadtplaner Vorbilder für diese Idee gefunden, „Weserspitze“ haben sie diesen Flusspunkt genannt.
An der Schlachte selbst könnte in den Augen der Stadtentwicklungsbehörde dort, wo derzeit nahe der Martini-Kirche ein Kiosk steht, ein an die Form der alten Kräne erinnerndes Café entstehen, das ein Stück zum Wasser über den Schlachte-Boulevard vorragt. Neben dem Bürohaus von Kühne&Nagel wäre Platz für ein „Wesertor“, das den Reisenden, die vom Süden über die Kaisen-Brücke Richtung Stadt kommen, den Blick auf das „häßliche Gebäude“ der KBC-Bank ersparen könnte.
Auf den Weser-Arkaden direkt neben dem Theaterschiff standen früher einmal Zoll-Häuschen, warum also sollte die rechte Seite des Eingangstores zur City nicht wieder bebaut werden? Und auf der Neustädter Weserseite, bei der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, wäre nach Meinung von Eckhoffs Stadtplanern Platz für Licht durchflutete Wohn-Villen mit Weser-Blick.
An der Teerhofbrücke soll der große Parkplatz schon bald verschwinden, hier plant eine Investoren-Gemeinschaft aus Justus Grosse/Zechbau/Brebau einen Bürokomplex für die Reederei Beluga und daneben will das Hamburger Architekten-Büro Bothe/Richter/Teherani ein Wohngebäude direkt gegenüber vom Universitätsgästehaus bauen. Ende Januar soll der Architektenwettbewerb beendet werden.
Die zehn Ideen sollen die Phantasie anregen und Schwung in die Diskussion bringen, sagt der Bausenator, und seine Stadtplaner wollen in den kommenden Monaten Detailfragen für jeden der zehn Standorte klären. Auf jeden Fall soll es mit den jetzt vorgestellten „Flusspunkten“ nicht so gehen wie mit dem Bahnhofsplatz, sagt Eckhoff, wo nun schon das zweite Provisorium in die Jahre kommt. kawe
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