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Archiv-Artikel

Bezwinger der Tamil Tigers

Er ist ein Kämpfer, der bisher nichts anderes kannte als den Krieg. Heute aber will er sich mithilfe seiner Kriegsgegner zum Präsidenten Sri Lankas wählen lassen: der ehmalige sri-lankische Armeechef Sarath Fonseka. Für die Wähler unter den 2,5 Millionen Tamilen, 13 Prozent der Bevölkerung, die heute in Sri Lanka zur Urne gehen, war er bis vor kurzem einer der unwahrscheinlichsten Kandidaten. Ihre Partei, die Nationale Allianz der Tamilen (TNA), nannte Fonseka noch im Sommer einen Kriegsverbrecher.

Seit 2005 hatte er im Bürgerkrieg die Armee gegen die „Befreiungstiger von Tamil Eelam“ (LTTE) geführt. In der erfolgreichen, aber rücksichtslosen Schlussoffensive nach 26 Jahren Krieg starben im Frühjahr 2009 nach Schätzung unabhängiger Menschenrechtler 7.000 tamilische Zivilisten, für die Fonseka militärisch verantwortlich war.

Doch heute ist der Krieg vorbei. Und plötzlich ist Fonseka, der Soldat aus dem gutem Hause eines Schuldirektors, der einzige im Land, der dem Salonsozialisten und populistischen Emporkömmling Mahinda Rajapaksa – Staatspräsident seit 2005 – Konkurrenz machen kann. Fonseka genießt den gleichen Siegernimbus wie Rajapaksa. Jahrelang arbeitete der 59-Jährige eng mit dem Präsidenten zusammen, um die LTTE zu schlagen. 2006 verübte diese ein Selbstmordattentat auf ihn, dem er mit Verwundungen entkam, die ihn bis heute zeichnen.

Doch Fonseka blieb ein Mann der Tat. Die schrille, nationalistische Begleitmusik von Rajapaksa mochte er nie. Er lebte von seinen militärischen Rückschlägen und Erfolgen: Den „Elefantenpass“, eine strategische Bergsenke, die von ihm geführte Soldaten im Jahr 2000 an die Tiger verloren, eroberte er erst im Januar 2009 zurück. Danach aber war ihm ein Sieg gewiss, den viele Beobachter wegen der Stärke der Tiger lange für unmöglich gehalten hatten. Indiens Verteidigungsminister nannte ihn deshalb den „besten Militärführer der Welt“. Doch kann er nun die Tamilen, die er im Krieg bekämpfte, an den Urnen für sich gewinnen? Ohne ihre Stimmen hat er keine Chance. Tatsächlich machte ihn die Tamilen-Partei TNA zu ihrem Kandidaten. Doch viele Tamilen könnten der Wahl auch fernbleiben. GEORG BLUME