: Gerettet werden Gleichgesinnte
AUFNAHME VON FLÜCHTLINGEN
Berlin wird in den nächsten Monaten insgesamt 250 syrische Flüchtlinge aufnehmen. Das ist löblich – auch wenn sich das Land dafür nicht auf die Schulter klopfen kann. Die Aufnahme der sogenannten Kontingentflüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland ist eine Bundesentscheidung. Ebenso dass es – wieder einmal – vor allem Christen sind, die Deutschland aufnimmt.
Beim Irak war das seinerzeit auch so: Ein Krieg fordert Abertausende Opfer – Männer, Frauen, Kinder, Muslime, Christen, Säkulare, Behinderte, Linkshänder, Lesben und vermutlich auch Friseure –, und wir suchen uns eine angeblich besonders gefährdete Gruppe heraus, der wir helfen wollen. Natürlich nehmen wir eine Gruppe, die uns besonders nahezustehen scheint. Wobei „wir“ in diesem Fall konservativ-„christliche“ Politiker sind, denen die Rettung der Christenheit am Herzen liegt.
Besonders christlich ist es, mit Verlaub, jedoch nicht, nur Gleichgesinnte retten zu wollen. Warum nimmt man nicht die Kränksten, die Ärmsten? Stattdessen findet man bei der Auswahl der Flüchtlinge vor Ort besonders schützenswerte Christen. Welch ein Zufall.
Und so schön es ist, dass die syrischen Kontingentflüchtlinge sich in Berlin sofort Wohnung und Arbeit suchen dürfen: Andere Flüchtlinge dürfen im ersten Jahr gar nicht arbeiten und danach auch nur unter bestimmten Bedingungen. Dieses Klassensystem bei der Einwanderung muss ein Ende haben. Und das kann nur heißen: Grenzen auf für alle, ob Bürgerkriegsflüchtling oder nicht.
Sie, liebe Leserin, lieber Leser, haben Angst, dass dann „alle“ hierherkommen und unser Wohlstandsboot wegen Überfüllung untergeht? Das hat man bei der Grenzöffnung nach Polen auch gedacht. Und was ist passiert? Wir schwimmen noch.
SUSANNE MEMARNIA