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Archiv-Artikel

Abschied erhobenen Hauptes

Thomas Buchbinder legte eine Bilderbuch-Bilanz der Bremer Landesbank für 2005 vor – dennoch will die NordLB ihn nicht weiter als Chef ihrer Tochter halten

Von kawe

Bremen taz ■ Thomas Christian Buchbinder, der Chef der Bremer Landesbank, wird Ende März regelrecht vom Hof gejagt – sein Vertrag läuft aus. Und die Gesellschafter von der NordLB haben einfach kein Gespräch über eine Verlängerung des Vertrages angeboten. Vor großer Kulisse präsentierte Buchbinder gestern die Bilanz „seiner“ Landesbank für das Jahr 2005 – und signalisierte damit nach Hannover: Seht, welch erfolgreichen Banker ihr da gehen lasst!

In der Tat weist die Bilanz ein „Rekordergebnis“ aus: Der Jahresüberschuss stieg von 65 Millionen im Jahr 2004 auf 109 Millionen Euro im Jahr 2005, und dass dies keine „außerordentlichen“ Erträge waren, sondern erfolgreiches Banker-Geschäft, das zeige sich an den Steuern: 21 Millionen Euro in 2004, 49,7 Millionen Euro in 2005. Und davon blieben 19 Millionen in der Kasse des Bundeslandes Bremen, erklärte Buchbinder. Damit sei die Landesbank eines der drei „wichtigsten Wirtschaftsunternehmen“ für Bremen. Wer die heimliche Rivalität mit der Bremer Sparkasse kennt, aus der Buchbinder kommt, der konnte da auch heraushören, dass die Sparkasse nicht zu den Top drei zählt.

Denn „seine“ Landesbank kann Buchbinder nur in Superlativen beschreiben: „Die führende Bank im Außenhandel in Nordwest“ sei die Landesbank, von der „Welt“ wurde die Landesbank gerade vor zwei Wochen zur „Elite der Vermögensverwalter“ gezählt, sie sei „die führende Bank für den Mittelstand zwischen Ems und Elbe“, ergänzte Buchbinder.

Vor allem bei den Schiffsfinanzierungen ist die Landesbank stark: 750 Schiffe fahren auf den Weltmeeren, in denen das Bremer Geldinstitut insgesamt 3,5 Milliarden Euro steckte und 2005 gute Rendite machte. Unter Vertrag sind weitere 3,8 Milliarden Euro für weitere 230 Schiffe.

Dass die Bremer Landesbank zu klein sein könnte, um in einer Welt der großen Banken-Fusionen zu überleben, davon ist bei dem Vortrag der Bankchefs vom Domshof nichts zu spüren. Nur die Eigentümer von der NordLB eben, die scheinen das nicht ganz zu erkennen und danken es dem Chef Buchbinder nicht. Die Gesellschafter von der NordLB wollten die Eigenständigkeit des Bremer Instituts reduzieren, konnten sich damit nicht durchsetzen – nur der Kopf von Buchbinder musste fallen. Ein klassisches Bauernopfer. Mit seiner Abschieds-Bilanz hat Buchbinder sich derweil für höhere Aufgaben empfohlen.

kawe