Kurzkritik : Wo weniger mehr ist
Die Atmosphäre mutet nicht eben nach „Kunstausstellung“ an. Hier schreitet man nicht andächtig von Bild zu Bild. Stattdessen huschen Büroangestellte an einem vorbei. Und es kann schon mal nach dem aktuellen Mittagstisch riechen. Hier, im CDU-Haus. Abstrakte Räume, „Abstrakte Horizonte“.
Eröffnen will sie einem der Bremer Künstler H. S. Tausendschoen, zu sehen sind rund 20 Mischtechnikarbeiten. Allesamt sind sie „ohne Titel“. Aber man wüsste ihnen zumeist auch keinen zu geben.
Tausendschoen trägt in seinen Werken eine Fülle von Farbschichten übereinander auf, bis zu 50 sollen es sein. Danach wird gekratzt und geritzt, mal hier ein paar unmotivierte Striche, mal da ein paar Linien. Ölkreide und Tusche finden ebenso Verwendung wie Wachsmalfarben oder Sand. Gearbeitet wird in vielen Schichten, aber nicht unbedingt vielschichtig. Es dominieren die Pastell, die Ockerfarben, nur hier und da findet sich mal ein entschiedenes Gelb oder Blau. Und das Bild gewinnt an Strahlkraft. Die Highlights dieser Ausstellung wissen sich zu entscheiden: Klare Farben, klare Schichtung.
Auf jeden Fall ist Tausendschoen eines: unpolitisch. „Die Werke erklären sich im Sinne eines schöpferischen Verdichtungsprozesses, einer ständigen Interaktion zwischen dem Herausnehmen und Wiedereinbringen von Bildanteilen.“ Ein Kompromiss der Farben und Materialen, quasi. CDU-Fraktionschef Hartmut Perschau findet das, was da vor seinem Büro hängt „sehr unterschiedlich“. Und recht hat er, ausnahmsweise. Jan Zier
Bis Anfang Mai im CDU-Haus „Am Wall 135“ zu sehen.