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Archiv-Artikel

Schulalltag heißt Krisenbewältigung

betr.: „Schule, Sozialstaat und Hartz IV“, Kommentar von Ralph Bollmann, taz vom 22. 2. 06

Ralph Bollmann schreibt, dass in Deutschland niemand wegen der unterentwickelten Chancengleichheit im Bildungswesen demonstriert, laut protestiert und auf die Straßen geht. Aber vielleicht sieht diese Straße für die jungen Menschen, denen dieser Staat eine faire Chance verweigert, ganz anders aus: Desinteresse, Verweigerung und Mutlosigkeit. Kinder, deren Fähigkeiten und Interessen nicht gefördert werden, sind schwerer für die notwendigen und nicht immer ganz so interessanten Fachbereiche zu begeistern. Fördern und fordern – das sind in einer realen Schulklasse mit 30 Kindern aus vier Nationen und einem Lehrer, der sich regelmäßig mit den traurigen Zuständen diverser Elternhäuser auseinander setzen darf, oftmals nur fromme Wünsche. Der Alltag heißt Krisenbewältigung.

Die Straße ist die Schule, und der Protest sind die jungen Menschen, die perspektivlos und ohne Lust auf Zukunft „ins Leben“ entlassen werden. Das birgt sozialen Sprengstoff, und der Besuch des UN-Ermittlers Vernor Muñoz sollte als eines der letzten Warnsignale äußerst ernst genommen werden. MICHAEL SCHROPP, Ismaning