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THOMAS MAUCH
Ein Spaß ist das allerdings nicht. Eher doch eine Zumutung, der man sich vielleicht gar nicht stellen will, wenn man einfach mal so Musik hört. Und diese Musik lässt einen nicht aus, das Stück „Sooner or later“, 1991 auf Platte erschienen, in dem ein Junge zu hören ist voller Wut und Verlorensein, wie er gerade seinen Vater beerdigt. Man hört den Jungen und man hört die Schaufel und das lästige Summen einer Fliege, in einem halbminütigen Sample, an dem der Musiker, Bob Ostertag, so lange schabt und das er immer wieder umschichtet in den einzelnen Klangpartikeln, sie zerschleift und neu zusammensetzt, dass die Wirklichkeit mit ihren Zumutungen nicht durch das Schlupfloch der Musik entkommen kann. Sondern, im Gegenteil, sich in der Musik offenbart. Wenn man es einmal gehört hat, wird man dieses Stück nie mehr vergessen können. Der Vater dieses Jungen, er wurde erschossen von der Nationalgarde, während des Bürgerkriegs in den Achtzigern in El Salvador. Woraus man auch zur linken Erbauung ein gefühlskitschiges Lied hätte machen können mit einem schön gesungenen Ehrenkranz für den Märtyrer. Aber das ist halt weniger das Metier von Bob Ostertag, dem Klangexperimentatoren aus Kalifornien, der nach ersten Erfolgen Anfang der Achtziger in der New Yorker Downtown-Szene um John Zorn und Fred Frith eine musikalische Auszeit nahm und lange Jahre in Lateinamerika journalistisch und politisch arbeitete. Was eben schon auch etwas mit seiner Musik zu tun hat, und um solche Fragen wird es gehen bei dem Festival Relevante Musik, bei dem von Freitag bis Sonntag vor allem in der Villa Elisabeth (Invalidenstr. 3) in Workshops, musikalischen Aktionen, Gesprächsrunden und natürlich Konzerten über Formen und Ziele politisch motivierter Musik und Medienkunst nachgedacht wird, unter anderem mit Bob Ostertag, Richard Teitelbaum und Georg Katzer. Heavy Listening, highly recommended. Info auf www.relevante-musik.de.
Uns sonst so? Natürlich der heute startende Wassermusik-Reigen im Haus der Kulturen der Welt, bei dem es bis 11. August eine Menge zu entdecken gibt (www.hkw.de), und das Hoffest von Freitag bis Sonntag im Schokoladen. Kunterbuntes Programm, Eintritt frei (www.schokoladen-mitte.de).
Und am Dienstag vielleicht noch im Festsaal Kreuzberg, allein schon wegen des beknackten Namens, Zentralheizung of Death des Todes mit einem scheppernd überdrehten Garagenpunk, kellergereifte Freak-out-Musik als Zuspiel für die kalifornischen Psychedelic-Rocker Thee Oh Sees (Skalitzer Str. 130, 21 Uhr, 15 €).
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