„Ein Bild für Projektionen“
RUDELSINGEN Ramona, Ramon und Rammé laden zum gemeinsamen Jonny-Lieder-Singen ins Golden City
taz: Sie haben bei der letzten „Lokalrunde“ Lale-Andersen-Lieder gesungen, im August gibt’s einen Freddy-Quinn-Abend – locken die alten Lieder immer noch Menschen an?
Ramona: Mehr als das: die Leute rennen uns die Bude ein – beim letzten Mal waren 500 Besucher da, das war ein Hammer! Dieses gemeinsame Singen ist beglückend für die Menschen – vielleicht besonders, weil es nicht um das „schön“ oder „richtig“ singen geht.
Und wer ist Jonny?
Jonny ist DER Jonny. Ein Traumbild von einem Mann, eine besondere Rolle, ein Bild für Projektionen. Jemand, der sich als ein ganz anderer entpuppt, als er erst zu sein schien.
Und was hat das mit Singen zu tun?
Alles! In Wanda Jacksons „Und dann kam Jonny“ ist er die Verheißung, bei Hans Albers in „Das letzte Hemd hat keine Taschen“ ist Jonny pleite. Bei Lale Andersens „Ich werd mich an den Jonny schon gewöhnen“ geht er ständig mit anderen Mädels aus, in Brechts „Surabaya-Jonny“ heißt es: „Du hast kein Herz für die Frauen, doch ich liebe Dich so“, und dann wird’s dramatisch: Bei Hilde Knef wird Jonny nämlich von Lola erschossen, und am Ende heißt’s: Goodbye Jonny!
Wo kommt er her, dieser Jonny, wen verkörpert er?
Die Seeleute mit Taschen voller Geld, die sich in jedem Hafen neu verloben, die Zweischneidigkeit der Hafenschänken, wo die hübschen Mädels auf den Richtigen warten und oft als Prostituierte enden und wo jeder Party ein schlimmes Aufwachen folgte. Deswegen passt das auch so gut ins Golden City. Uns hat mal jemand gesagt, Bremen bräuchte wieder so eine Hafenschänke wie früher, aber so, wie es früher wirklich war – diese Zeiten will doch niemand zurück!
Und heute? Gibt es Jonny noch immer?
Aber hallo! Wir werden morgen die anwesenden Damen mal danach fragen, und ich kann jetzt schon verraten: ich selbst habe einige solcher Jonnys kennengelernt! INTERVIEW: SCHN
20 Uhr, Hafenbar Golden City, am Europahafen
