: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Wenn die Rentner schon nicht einsehen, dass sie mit weniger auskommen müssen, sollte Ver.di auch weiterstreiken dürfen. Weltmeister werden wir so nicht. Aber Hauptsache ist, dass Beckenbauer die Schuldigen kennt
taz: Was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Nach Rückkehr aus dem Urlaub sieht ein Sonnenbrand auf dem Nasenrücken aus wie harter Alkoholmissbrauch. Was aber wiederum zum hiesigen Wetter passt.
Was wird besser in dieser?
Ich höre auf, mit meinem Urlaub anzugeben (20 Grad, wolkenlos, gute Radstrecken, abends lange hell).
Der BND-Untersuchungsausschuss wird kommen. Was dürfen wir erwarten?
Die Grünen werden in Richtung „Führte der BND ein illegitimes Eigenleben“ fragen und ob die derzeitige Bundesregierung eine Duldungsstarre gegenüber den USA fortsetzt. PDS und FDP werden die rot-grüne Koalition im Nachhinein zu diskreditieren trachten. Struck und Schäuble können kein Interesse haben, vor allem die gegenwärtige Zusammenarbeit transparent zu machen – und gerade das wäre aber der Benefit des Ausschusses.
Die große Koalition will die Reform des Föderalismus schnell durch Bundestag und Bundesrat pauken. Was kommt auf uns zu?
Ein Kompromiss, also ein großer Stümperwurf. 40 Grundgesetzänderungen, um den Ländern mehr bis alleinige Kompetenz bei Bildung, Pflege, Beamtenbesoldung und auch Umwelt zu geben. Gestaltungsräume, mit denen man nichts anfangen kann, wenn man kein Geld hat: der übernächste Schritt, die Liquidierung der Bundesländer Bremen, Berlin, Saarland, ist hier bereits angelegt. Der nächste wird die Neugestaltung der Finanzbeziehungen zwischen Bund und Ländern sein; das erinnert im Handwerklichen an einen Wirt, der erst mal ’ne Rechnung schreibt, bevor er nach Bestellungen fragt. Die Eltern des Grundgesetzes wollten sich über die Stadtstaaten im Bundesrat auch gegen das Risiko absichern, dass Bund und Länder die Kommunen überfahren – was damit gerade passiert.
Seit fünf Wochen wird gestreikt. Nur jeder Dritte im Land findet das richtig. Was sollte die Gewerkschaft tun?
Auf die Umfrage pfeifen. Die Ver.di-Faustformel: „Je mehr man verdient, desto eher muss man unbezahlte Mehrarbeit leisten“ ist sogar vielen Arbeitgebern so plausibel, dass sie jetzt an ihrem Verhandlungsführer Hartmut Möllring zweifeln. Genauer: Das SPD-Lager will es sich mit der Gewerkschaftsbasis nicht verscherzen, die Unionsunterhändler halten demonstrative Sturheit für wählerwirksam. Da alle drei in dem Punkt einig sind, dass es unbezahlte Mehrarbeit gleich Lohnsenkung gleich Signal an alle anderen Wirtschaftszweige geben wird – können sie den Streik beenden. Ist genug Schaden angerichtet.
Gegen die Nullrunden für Rentner sind zwei Drittel der Bevölkerung. Was muss die Politik tun?
Wenn diese große Koalition die seltene Chance ihres puren Bestehens wahrnimmt, einmal nicht rumzuwursteln und sich schließlich kurz vor der Wahl die Stimmen der RentnerInnen zu kaufen, hat sie ihren Zweck erfüllt. Eine langfristige Strategie, verteilungsgerechte Renten zu sichern, wäre schöner, und die kann ja noch kommen. Erst mal ist die Mutprobe, der treuesten Wählergruppe Überfälliges zuzumuten, ehrenvoll.
Am Dienstag besucht Palästinenserpräsident Abbas Wolfgang Schüssel, den Ratsvorsitzenden der Europäischen Union. Wie können die Europäer Abbas helfen?
Sich als loyale Makler anbieten, die sind in dem Konflikt nämlich sonst nirgends zu sehen.
Alle dreschen auf Jürgen Klinsmann ein, fordern seinen Umzug nach Deutschland. Würde das helfen?
Klar. Er verliert dann nicht 1:4 gegen eine italienische Mannschaft, sondern wie Magath 1:4 gegen eine italienische Mannschaft.
Die deutschen Vereinsmannschaften sind international nicht gerade erfolgreich. Was sagt uns das für die WM?
Dass Beckenbauer am Ende darauf hinweist, dass er das schon vorher gewusst hat und jemand anderes schuld ist.
Und was macht Borussia Dortmund?
Singt bei jedem Ballkontakt von Christian Wörns. „Jürgen Klinsmann, hast du das gesehn?“