Auch UNO-Zentrale wurde von NSA-Geheimdienst abgehört

ÜBERWACHUNG Interne Videokonferenzen gehackt. US-Internetfirmen wurden für Spionage bezahlt

HAMBURG rtr/dpa/afp/taz | Der US-Geheimdienst NSA hat einem Magazinbericht zufolge auch die Zentrale der Vereinten Nationen in New York abgehört. Der NSA sei es im Sommer 2012 gelungen, in die interne Videokonferenzanlage der UNO einzudringen und die Verschlüsselung zu knacken, berichtete der Spiegel am Sonntag unter Berufung auf geheime Dokumente. Der Datenverkehr liefere den Geheimdienstlern die internen Video-Telekonferenzen der UNO, hieß es darin. Die Spionageaktionen seien illegal, in einem bis heute gültigen Abkommen mit der UNO hätten sich die USA verpflichtet, keine verdeckten Aktionen zu unternehmen.

Die NSA betreibt zudem laut Spiegel in mehr als 80 Botschaften und Konsulaten weltweit ein eigenes Abhörprogramm, das intern „Special Collection Service“ genannt und oft ohne Wissen des Gastlandes betrieben wird. Auch in Frankfurt und Wien gebe es entsprechende Lauschposten. Die Existenz dieser Posten sei unter allen Umständen geheim zu halten, weil sonst den Beziehungen zum jeweiligen Gastland schwerer Schaden zugefügt werden könne, heißt es laut Magazin in den internen Dokumenten.

Das Auswärtige Amt hat keine Informationen über eine mögliche Ausspähung der Vereinten Nationen und von Botschaften durch den umstrittenen US-Geheimdienst NSA. „Wir haben keine eigenen Erkenntnisse“, sagte ein Sprecher am Sonntag.

Zuvor hat die britische Zeitung Guardian klare Beweise für die Verstrickung großer Computer- und Internetfirmen in die Datenspionage des US-Geheimdienstes NSA vorgelegt. Das Blatt veröffentlichte Originalauszüge von NSA-Dokumenten, die die Beteiligung von Unternehmen wie Yahoo, Facebook und Google am Spionageprogramm „Prism“ untermauern. Die Firmen hätten Millionen von US-Dollar für ihre Kooperation bekommen.

Deutsche Internetdienste profitieren von Skandal

Die abgedruckten Dokumente beschäftigen sich mit den Folgen eines Gerichtsurteils in den USA aus dem Jahr 2011, das den Spähern die Arbeit erschwerte. Die Zusammenarbeit mit den Internetfirmen musste danach auf eine neue Basis gestellt werden. In einem der Dokumente heißt es wörtlich: „Alle Prism-Provider, mit Ausnahme von Google und Yahoo, wurden erfolgreich auf die neue Zertifizierung umgestellt. Wir erwarten, dass Yahoo und Google die Umstellung bis zum 6. Oktober beenden.“

Die deutschen E-Mail-Anbieter profitieren von dem Skandal um die Überwachung durch die NSA. Innerhalb von drei Wochen sei die Zahl der Neuanmeldungen für den E-Mail-Dienst von Freenet um 80 Prozent gestiegen, berichtete der Spiegel.

Beim Internetkonzern 1&1, der Mutter von GMX und web.de, stieg die Zahl der Nutzer demnach um eine sechsstellige Zahl. Und auch T-Online habe „stärkeres Interesse“ vermeldet. Unklar ist allerdings, wie viele der neuen Nutzer deutscher Dienste Konten bei US-Firmen wie Yahoo oder Google aufgegeben haben.