: Der Star ist die Mannschaft
In 30 Minuten Dauerwerbesendung gab der stolze WM-Neuling RTL seine Aufstellung um Kapitän Jauch bekannt
Ja! RTL ist dabei! Beziehungsweise: „RTL gibt dir den Kick“, wie der Slogan für die WM-Zeit heißt. Erstmals überträgt ein Privatsender WM-Spiele, alle Sonntagsbegegnungen, worauf man sehr stolz ist bei RTL. Ganze acht Partien – zwar ohne deutsche Beteiligung, aber immerhin mit Brasilien und Holland. Und um die Fans schon mal auf diese „exklusiven Super-Sonntage“ einzustimmen, wurde am Sonntagnachmittag, Audience-Flow-gerecht nach dem Formel-1-Rennen, ein halbstündiges Werbefilmchen gesendet.
Im Mittelpunkt: Das sendereigene WM-Team. Denn die Übertragung von drei Spielen auf zwölf Stunden Sendelänge zu ziehen – ohne Unterstützung schafft das nicht mal RTL-Tausendsassa Günther Jauch, der bei der WM den Moderator macht.
Deswegen wurden ihm sechs Helfer zur Verfügung gestellt: Der prominenteste unter ihnen ist Rudi Völler, der mit der gewohnten „Ein Rudi Völler“-Folklore eingeführt wurde. Er wird vermutlich – so richtig gesagt wurde das allerdings nicht – den Netzer-Part als Experte übernehmen und freute sich schon, „dass wir nicht unsere Mannschaft haben, dann kann ich etwas kritischer sein“. Kritisch nachfragen darf auch Fernsehkoch Tim Mälzer, der dem DFB-Küchenchef in die Töpfe gucken wird und dabei schon herausfand, dass Arne Friedrich gerne Pesto isst. Warum das Ganze? Warum nicht? Kochen geht immer, und bei Mälzer war zumindest die Rolle im Team halbwegs klar.
Beim Rest eher nicht: Ex-Leverkusen-Manager Reiner Calmund trägt die diffuse Bezeichnung „WM-Experte“ und durfte probeweise mit Pelé über Gott plaudern, wobei er gottschalkeske Anfasserqualitäten offenbarte. Die Exweltmeister Olaf Thon und Pierre Littbarski werden sich irgendwie um die Aufgabenbereiche „Inside Nationalmannschaft“ und „Gruppe F“ bemühen. Und die Hauptaufgabe von Model Eva Padberg ist allem Anschein nach, sich bei Fotoshootings im Meer zu räkeln.
Die Kommentatoren der acht Spiele wurden übrigens nicht vorgestellt. Sie sind wohl nicht so wichtig. Vielleicht gibt es ja auch gar keine. Das wäre doch mal was. MICHAEL BRAKE