Copy and Paste

Das mit den Quellenangaben üben wir aber noch mal: Was Profi-Journalisten von Bloggern lernen können

Es ist eine der kleinen Geschichten aus der Welt der deutschen Weblogs. Aufgebracht auf don.antville.org, von ein paar weiteren Blogs verlinkt und seit einigen Tagen in der Blog-Hitparade counter.blogspot.de: Spiegel-Online-Autor Bastian Sick, verantwortlich für die erfolgreiche Sprachpfleger-Kolumne „Zwiebelfisch“, soll in seinem letzten Artikel „Haarige Zeiten“ (vom 27. April) abgeschrieben haben. Dabei handelt es sich um eine Auflistung von lustigen Friseurnamen im Stile von „Haarakiri“, wobei die verwursteten Beispiele komplett aus einer vor einigen Jahren im Weblog ronsens.de publizierten Liste – praktischerweise auf Platz eins der Google-Treffer für „Friseurnamen“ – stammen sollen.

Nachweisen kann man Sick das natürlich nicht, die Idee mit den Friseurnamen ist dermaßen verbraucht, dass sie mutmaßlich noch an vielen anderen Stellen im Internet zu finden ist. Ein schaler Beigeschmack bleibt dennoch. Dabei geht es nicht um die Tatsache des Abschreibens: Das gesamte System „Blogosphäre“ funktioniert durch gegenseitiges Abschreiben und Weiterdrehen von lustigen Geschichten und kuriosen Ideen. Das stört auch niemanden – bloß muss die Quelle genannt werden.

Hiermit tun sich Online-Journalisten aber oftmals schwer, wie auch die US-amerikanische Bloggerin Regine Debatty („We Make Money Not Art“) in einem Interview mit der De:Bug beklagt: „Ich freue mich darüber, wenn Mainstream-Medien sich entschließen, ein von mir gebloggtes Projekt aufzugreifen. Was mich weniger freut, ist die Art und Weise, wie das häufig geschieht.“

Blogs gelten halt für die meisten Profi-Journalisten nach wie vor als unseriös – Blogger sind ja bloß Amateure. Doch weil Blogs – zumindest die kleine Anzahl der Qualitätsblogs – häufig schneller und innovativer als die klassischen Medien berichten, wird die Zitierhäufigkeit in Zukunft eher zunehmen. Da wäre es löblich, wenn immer wie bei der Grup Tekkan verfahren würde: Als die vor zwei Monaten mit ihrem „Sonnenlischt“ ins mediale Interesse rückte, wurden im dazugehörigen Spiegel-Online-Artikel gleich mal die Erst- und Zweitquelle (ntropie, Spreeblick) verlinkt. MICHAEL BRAKE