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Archiv-Artikel

Prozessflut überrollt Deutsche Bank

FINANZKRISE Analysten schockiert: Gewinn bricht um 93 Prozent ein. Doppelspitze bleibt bis 2017 im Amt

FRANKFURT/M. rtr | Milliardenschwere Altlasten werfen die Deutsche Bank immer stärker zurück. Deutschlands größtes Geldhaus hat inzwischen mehr als 4 Milliarden Euro für eine wahre Flut von Prozessen zur Seite gelegt. Im dritten Quartal blieb fast kein Gewinn mehr übrig, weil der Vorstand allein im Sommer 1,2 Milliarden Euro zurücklegen musste – vor allem wegen des fragwürdigen Verkaufs von US-Hypothekenpapieren vor der Finanzkrise. Auch das Investmentbanking brach ein. Es drohten Belastungen wegen diverser Klagen und Ermittlungen, signalisierten die Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen.

Im Skandal um die Manipulation von Interbanken-Zinsen rechnen Experten im nächsten Jahr mit einem Vergleich. Dabei könnte auf die Bank eine „hohe Geldstrafe“ zukommen, warnte sie. Von Juli bis September brach der Nettogewinn um 93 Prozent auf 51 Millionen Euro ein. Analysten waren vom Ausmaß der juristischen Auseinandersetzungen schockiert. Sie hatten mit maximal halb so hohen Rückstellungen gerechnet. Besonders vorsichtig macht das Geldhaus ein milliardenschwerer Vergleich der US-Großbank JP Morgan.

Bis zu zwei Drittel der neuen Rückstellungen entfallen auf Klagen von US-Behörden wegen des Verkaufs hypothekenbesicherter Wertpapiere, die in der Finanzkrise drastisch an Wert verloren. Außerdem zeichnen sich in der Branche weitere Vergleiche im Libor-Zinsskandal ab. Finanzkreisen zufolge ist bald die niederländische Rabobank an der Reihe – sie dürfte knapp eine Milliarde Dollar zahlen.

Im Kerngeschäft der Bank läuft es auch nicht rund: Das Investmentbanking machte im Sommer nur 345 Millionen Euro Gewinn, nach 1,1 Milliarden Euro vor einem Jahr. Im Handel mit festverzinslichen Produkten, der Domäne der Deutschen Bank, brachen die Erträge im Vergleich zum Vorjahr um 48 Prozent ein. Die Aktionäre sollen von den Aufräumarbeiten verschont werden: Die Dividende bleibt dieses Jahr mit 75 Cent je Aktie stabil.

Jain baut das Frankfurter Geldhaus seit Sommer 2012 mit Fitschen um. Seit Dienstag steht fest, dass die Doppelspitze bis 2017 im Amt bleiben soll. „Wir wissen unser Haus bei ihnen in guten Händen“, sagte Aufsichtsratschef Paul Achleitner.