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Archiv-Artikel

Gestapo-Chef liegt auf jüdischem Friedhof

ERINNERUNG II Geheimnis um Verbleib von Heinrich Müller ist gelüftet, sagt Gedenkstätten-Chef Tuchel

Lange war er einer der meistgesuchten NS-Verbrecher: Nach Heinrich Müller fahndeten deutsche Behörden bis nach Südamerika. So weit hätten sie nicht gucken müssen, sagt der Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Johannes Tuchel. Nach Einsicht aller zugänglichen Akten ist er überzeugt, dass Müller auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof in der Großen Hamburger Straße beerdigt ist, wie er am Donnerstag der taz erklärte.

Im Zuge von Recherchen zu einer Mordaktion an Widerstandskämpfern im April 1945 hatte Tuchel sich auch die Ermittlungsakten um Müller vorgenommen, die nach Kriegsende angelegt wurden. Darin habe er das Vernehmungsprotokoll des Totengräbers Walter Lüders von 1963 gefunden, der erklärt, Müller in der Großen Hamburger Straße beerdigt zu haben. Diese Aussage sei nie umfassend geprüft worden und schließlich in Vergessenheit geraten. Dann habe man die Leiche sogar auf dem Friedhof in der Kreuzberger Lilienthalstraße vermutet und vergeblich gesucht. „Ich bin fassungslos, dass man in den 1960ern trotz aller Bemühungen, den NS-Verbrecher zu finden, nicht stärker diesen Hinweisen nachging.“

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin sei sich bewusst, dass auf dem Gelände in der Großen Hamburger Straße auch viele Nichtjuden, darunter Nazis, begraben liegen, erklärte ein Sprecher am Mittwoch. Das löse starkes Unbehagen aus. Es gebe aber noch keine Lösung für einen würdevollen Umgang mit der Lage. Aus jüdischer Sicht müsse der Friedhof auf Ewigkeit bestehen bleiben. TAZ, DPA

Das Interview mit Johannes Tuchel finden Sie auf www.taz.de/berlin