: WORAN GLAUBEN?
Darf man Kunst beschränken?
Die Frage des „Dürfens“ steht nicht im luftleeren Raum. Wer sich mit ihr befasst, muss sich unweigerlich die Sinnfrage stellen. Kunst und Glauben sind Mittel zum Zweck (...) Die paulinische Maxime lautet: „Alles ist erlaubt, aber nicht alles nützt. Alles ist erlaubt, aber nicht alles baut auf.“ (...) Entscheidend ist die Absicht des Künstlers. Wer gegen sozial Schwache, Behinderte, ethnische und religiöse Minderheiten oder Andersdenkende hetzt, missbraucht die Kunst. Kunst als Schutzmäntelchen derer, welche die Würde des Menschen verneinen oder gewollt religiöse Gefühle verletzen, hat keinen Wert.
Gibt es nur eine Wahrheit?
Wenn sich Kirchen aus der Verkündung religiöser Wahrheiten und verbindlicher Werte zurückziehen, verkommen sie schnell zu Service-Stationen für besondere Anlässe (...) Unversöhnlich mag auf den ersten Blick das Jesuswort wirken: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ Doch steht das Festhalten an eigenen Glaubensansichten als verlässlichen Wahrheiten der respektvollen Begegnung mit abweichenden Denkweisen tatsächlich im Wege? Wer Jesus als Erretter der Menschheit betrachtet und nicht nur als Reformjuden mit doktrinärem Exklusivitätsgehabe, erkennt in seinem Nächsten ein seelenbegabtes Kind Gottes, dessen Erfahrungs- und Meinungsschatz es zu achten gilt. Religiöser Dialog lässt sich dann auf Augenhöhe gestalten, wenn sich die Gesprächspartner auch etwas zu sagen haben und auf feste Überzeugungen zurückgreifen können. Der Rückzug zur bequemen Wertebeliebigkeit führt zu Orientierungslosigkeit und verkümmerten Seelen.
Warum ist das Paradies nicht auf Erden?
Eine helfende Hand, ein offenes Ohr, ein unschuldiges Kinderlächeln – das Paradies ist nicht so fern (...) Mit jeder Geste der Nächstenliebe rücken wir das Paradies näher an unsere Mitmenschen und an uns selbst (...) Keine Revolution, keine weltanschauliche Bewegung schafft nachhaltig paradiesische Zustände. Die Hoffnung ruht auf Gott. Wer seine Liebe annimmt, wendet sich zum Guten. Für ihn oder sie wird das Paradies mehr und mehr gegenwärtig, bis Gott (...) von allen Sorgen befreit.