: Lernen, lernen und nochmals lernen
Letzten Monat war Kurtis Blow zu Gast in der Hansestadt. Jetzt kommt der „Teacha“! HipHop-Legende Kris Parker aka KRS-ONE beehrt seine Fans am Montagabend im Mandarin Kasino mit einer Unterrichtseinheit in Consciousness
Geboren wird Lawrence Krisna Parker 1965 in Brooklyn. Eines schicksalhaften Tages, im Alter von 12 Jahren, wird er zusammen mit seinem Bruder Kenny von der allein erziehenden Mutter während eines Wutanfalls auf die Straße gesetzt. Während Kenny zwei Tage später entscheidet, zurückzukehren, verbringt der kleine Lawrence die nächsten sieben Jahre wohnungslos auf der Straße – und in der Bibliothek.
Nach einer kurzen Karriere als Drogenkurier kommt er in ein Heim für wohnungslose Jugendliche und trifft den Sozialarbeiter Scott Sterling – nebenberuflich als HipHop-DJ Scott La Rock unterwegs. Schwer beeinflusst von den in der Nähe des Heims missionierenden Hare Krishnas und östlicher Philosophie macht er sich unter dem Spitznamen Kris als Rapper einen Namen – genug Sparring-Partner werden im Heim gefunden. Parker und sein Sozialarbeiter beschließen eine Rap-Combo zu gründen. Unter dem Namen „Boogie Down Productions“ (BDP) wird die erste 12-Inch veröffentlicht, 1987 erscheint das Album „Criminal Minded“ voller Dis-Tracks und Songs über Kriminalität. Kris, der sich nun KRS-One nennt, und Scott La Rock erscheinen mit Feuerwaffen auf dem Cover – ein Beispiel, dem bis heute etliche HipHopper folgen sollten.
Nachdem Scott La Rock 1987 erschossen wurde, wurde BDP – Kris machte mit seinem Bruder Kenny weiter – zunehmend zur politischen Unternehmung und KRS-One zur treibenden Kraft des „Stop The Violence Movement“. Das vorher für Battle-Raps verwendete Pseudonym „The Blastmaster“ wird fallen gelassen und KRS-One zu „The Teacha“ KRS-ONE: ein Akronym für „Knowledge Reigns Supreme Over Nearly Everyone“. 1992, nach der Veröffentlichung des letzten BDP-Albums „Sex and Violence“, entscheidet sich Kris Parker, allein weiterzuarbeiten.
1993 erscheint das erste Solo-Album „Return of The Boombap“ – mit dem bis heute wohl bekanntesten KRS-ONE-Stück „Sound of da Police“. Auf dem zweiten Album „KRS One“ schließlich greifen HipHop-Größen wie Busta Rhymes, „Das EFX“ oder „Channel Five“ dem Urvater des politisch bewussten Rappens unter die Arme – etwa beim Protestsong „Free Mumia“ über den von der Todesstrafe bedrohten Black Panther-Aktivisten Mumia Abu-Jamal. 1997 überrascht der bisher vehement gegen den Mainstream-HipHop angehende Parker seine Fans plötzlich auf dem Album „Step into a World“ mit einer Zusammenarbeit mit Kommerz-HipHopper Puff Daddy und 2002 mit dem Gospel-Rap-Album „Spiritual Minded“. Bisher lehnte er das Christentum als Religion der Sklavenhalter ab, der Afro-Amerikaner nicht folgen sollten.
Kurz darauf gründet er den „Temple of HipHop“, eine Organisation zur Erhaltung und Beförderung des HipHop als genuine politische Bewegung und Kultur. Der Tempel des HipHop ruft übrigens alle HipHop-Fans auf, jeweils in der dritten Maiwoche die „HipHop Appreciation Week“ zu feiern. Das dafür nötige Wissen predigt der „Teacha“ persönlich eine Woche vorher von der Bühne des Mandarin Kasinos. Das heißt für alle HipHopper von der Waterkant: lernen, lernen und nochmals lernen. ROBERT MATTHIES