: Der Mann, der Malala töten wollte
PAKISTAN Mullah Fazlullah ist neuer Chef der pakistanischen Taliban
BERLIN taz | Eigentlich heißt er wohl Fasl Hajat, bekannt ist Mullah Fazlullah aber als der „Radiomullah“, wegen seiner feurigen Beiträge auf talibaneigenen Kurzwellensendern. Am Donnerstag bestimmte ihn der Führungsrat der Talibanbewegung Pakistans zu seinem neuen Vorsitzenden. Er folgt Hakimullah Mehsud, der am Freitag voriger Woche nahe der Stadt Miramshah in Nordwasiristan, einer der sogenannten Autonomen Stammesagenturen, von einer US-Drohne getötet wurde. Das Gebiet steht weitgehend unter Kontrolle der Taliban.
Fazlullah gilt als Hardliner in der ohnehin schon extremistischen Gruppierung. Er soll für den Anschlag auf die inzwischen weltbekannte Malala Yousafzai im Oktober 2012 verantwortlich sein, eine paschtunische Schülerin, die sich öffentlich gegen die Schulschließungen durch die Taliban ausgesprochen hatte. Schon 1994 hatte seine Fraktion in der Region ein kurzlebiges Emirat ausgerufen, das den afghanischen Taliban als Vorbild gedient haben dürfte.
Die neue Führung um Mullah Fazlullah setzt auf Konfrontation. Sie schwor Rache für Mehsud und kündigte Attentate auf Pakistans Sicherheitskräfte, staatliche Einrichtungen und Politiker an. Offenbar hat der US-Drohnenschlag alle Hoffnungen auf Friedensgespräche vorerst zunichte gemacht, die der im Juni gewählte Premier Nawaz Sharif anstrebte; Mehsud hatte positive Signale gesendet.
Eine neue Terrorwelle könnte die pakistanische Armee zu einer neuen Offensive gegen die Taliban bewegen. Das wäre im Sinne Washingtons, das Pakistans Taliban wegen ihrer Verwicklung in Terrorakte auf US-amerikanischem Boden als Sicherheitsrisiko betrachtet. THOMAS RUTTIG