Klobürsten plötzlich billig

ELBPHILHARMONIE Ausschuss moniert teure Toiletten-Möblierung, und schon rudert der Senat zurück

Pünktlich zum heutigen Welt-Toilettentag der Vereinten Nationen speckt Hamburgs Elbphilharmonie ab: Anstelle teurer Klobürsten für 292 Euro wird man jetzt günstigere Modelle à 40 Euro bestellen. Aufgefallen war der hohe Preis dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA) Elbphilharmonie, dessen Abschlussbericht seit August 2012 als Entwurf vorliegt. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hatte vor wenigen Tagen aus dem eigentlich geheimen Bericht zitiert, dessen Endfassung im Frühjahr 2014 vorliegen soll.

Die Details über die Nasszellen-Requisiten – darunter Handtuchspender für 957 Euro und Klorollen-Halter für 651 Euro – werden sich aber nicht ändern. Diese Dinge hatte Baukonzern Hochtief 2008 im Zuge von Projektänderungsmeldungen – zusätzlich zu den bereits geplanten – eingefordert.

Dieser Fall sei symptomatisch für das fehlende Kostencontrolling der städtischen Realisierungsgesellschaft (Rege) zum damaligen Zeitpunkt, sagt der PUA-Vorsitzende Ole Thorben Buschhüter (SPD). „Offenbar war die Rege mit den Projektänderungsmeldungen überfordert und hat am Ende nicht mehr im Detail geprüft, sondern nur noch abgeheftet.“ Und bis 2008 ist wohl nicht aufgefallen, dass die Toiletten in Tebartz-van Elst’scher Manier bestückt werden sollten.

„Ja, Hochtief hatte vor 2008 einmal Klobürsten für 292 Euro geplant“, bestätigt Kulturbehörden-Sprecher Enno Isermann. Man sei dann aber bald auf das 40-Euro-Modell umgestiegen. „Das hat 2009 sogar zu einer Minderkostenanmeldung geführt“, berichtet er stolz.

Inwieweit sich die eingesparten 252 Euro pro Klobürste auf die Gesamtkosten der 800 Millionen Euro teuren Elbphilharmonie auswirken, konnte er nicht sagen. Aber natürlich, betont Isermann, beziehe sich der Terminus „Weltarchitektur“ auf Gebäude und Konzertgeschehen. Nicht auf die Toilettenmöblierung.  PETRA SCHELLEN