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Archiv-Artikel

Bremens Zukunfts-Vision stockt

„InnoVision 2010“ sollte das ehrgeizige Programm werden, mit dem Bremen bis 2010 unter die Top 10 der deutschen Technologie-Zentren aufsteigt. Vier Jahre später ist davon nichts zu spüren

von Klaus Wolschner

„InnoVision“ in ein cooler Name in der Computer-Branche. Grafik-Karten werden damit beflügelt oder auch schlichte Bildschirme sprachlich aufgemotzt. In Dänemark heißt eine Medizintechnik-Firma so, die deutsche Domain „InnoVision“ ist von einer Marketing-Firma aus Zittau blockiert. Der Bremer Senat hat im Jahre 2002 beschlossen, „InnoVision 2010“ zum Markenzeichen Bremens zu machen, nämlich als „die Vision, Bremen bis zum Jahre 2010 unter den zehn führenden Technologiestandorten Deutschlands zu etablieren“. Der Standort soll „resistenter gegen konjunkturelle Schwankungen“ werden, versprach Wirtschaftssenator Josef Hattig damals, und auf „Wachstumsmärkte, insbesondere wissensbasierte Dienstleistungen“ ausgerichtet werden. Die Bremer Innovationsagentur soll eine „Innovationszentrale“ werden.

Nun sind vier Jahre vergangen, Zeit für eine Zwischenbilanz: Ist das Ziel in greifbare Nähe gerückt? Wer Antworten auf diese Frage erwartet, in den aktuellen Dokumenten des Senats zu dem Themenbereich stehen sie nicht. In dem gerade vorgestellten „Jahreswirtschaftsbericht“ gibt es ein Kapitel „Zentrale wirtschaftspolitische Maßnahmen“ und die „InnoVision“ kommt dabei ganz hinten auch vor – als Punkt sieben.

Im Februar hat der Wirtschaftssenator eine „Konkretisierung“ der Maßnahmenplanung InnoVision 2010 vorgelegt – das Papier wanderte in die Schublade. „Ich gehe davon aus, dass das so nicht beschlossen wird“, sagt der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD, Max Liess. Der Grund: Schwerpunkte seien „nicht erkennbar“. Da die früher einmal geplanten 50 Millionen Euro Investitionssumme bis 2009 wohl kaum zur Hälfte zur Verfügung stünden, müsse der Wirtschaftssenator sagen, was er noch finanzieren will und was nicht. Liess ist inzwischen überzeugt von der „Lissabon-Strategie“, das bedeutet: Man sollte nicht Nischenprojekte fördern oder ganz neue Ideen, sondern die eigenen „Stärken stärken“. Für Bremen heißt das: Arbeitsplätze gibt es in den „industriellen Kernen“ und um die soll sich Innovation kümmern. Die „Biotechnologie“ ist keine Stärke Bremens, die „kleine und junge Branche“ zählt 15 Unternehmen mit 100 Mitarbeitern. Nach dem alten Konzept gibt es eine staatlich finanzierte „Geschäftsstelle Biotechnologie“ für 120.000 Euro, die „die übergeordnete Koordinierung der Unterstützungsmaßnahmen für die Branche sicherstellt“ – geplantes Subventionsvolumen bis 2009 satte 600.000 Euro. Liess fordert eine „Neuausrichtung der bremischen Wirtschaftspolitik“. Sein Punkt: „In Bremen und Bremerhaven muss sich die Innovationspolitik somit an den industriellen Kernen, aber auch der Hafen und Verkehrswirtschaft orientieren. Die ausschließliche Konzentration auf Hochtechnologie ist falsch, weil dort auf Sicht nicht die Vielzahl der Arbeitsplätze entstehen wird, die das Land braucht.“

Von dem einmal geplanten Neubau eines „Mobile Solutions Center“ hat der Senat daher Abstand genommen. Renommierte Partner aus der Industrie, die nach Bremen kommen sollten, weil hier ein schönes Bürogebäude bereitgestellt würde, haben sich nicht gefunden. Mit Microsoft und mit der Telekom wurden vor Jahren schon große Kooperationsverträge geschlossen. Besondere Wirkungen davon sind, sagt Liess, „leider nicht bekannt geworden“.

Eines der großen Probleme des Wissenschaftsstandorts Bremen beschreibt der Grüne Klaus Möhle so: „Bremen verfügt über ein gutes technologisches Potential, das bundesweit und international nachgefragt ist – nur die Nachfrage aus Bremen hält sich in engen Grenzen.“