Genmanipulation
: Pfusch – in Natur und Politik

Peinlich ist das Mindeste. Im Wissen um geheime Versuche mit genmanipulierten Pflanzen räumte Klaus Müller voriges Jahr seinen Chefsessel im Umweltministerium Schleswig-Holsteins. In dem Bewusstsein, dass die Sache jetzt aufgedeckt ist, tritt er im Juli sein Amt als Chef der Verbraucherzentrale in Nordrhein-Westfalen an. Ein gelungener Übergang sieht anders aus.

Kommentarvon Sven-Michael Veit

Dabei ist Bio-Müller zweifellos ein überzeugter Gegner von Genmanipulationen an Saatgut und Lebensmitteln. Über die Experimente der Landwirtschaftskammer aber schwieg er. Die Begründung dafür vermag so recht nicht zu überzeugen.

Mag sein, dass er die Kammer juristisch nicht hindern konnte. Nichts aber hätte die damalige rot-grüne Landesregierung gehindert, die Öffentlichkeit zu informieren. Die Klarstellung, dass gegen ihren erklärten Willen eine mächtige Lobby in der Natur herumpfuscht, wäre keine politische Niederlage gewesen.

Genetisch veränderte Pflanzen, die sich in die Umwelt aussäen, sind nicht mehr zu kontrollieren. Nicht aufzuhalten ist ihre Vermehrung, unabschätzbar sind die Risiken für Natur und Verbraucher. Gefahrenabwehr durch Vorsorge ist zulässig, erklärte deshalb vor drei Jahren das Verwaltungsgericht Schleswig. Es gab Müller recht, weil er genmanipulierten Mais vernichten ließ, der irrtümlich ausgesät worden war.

Damals jubelte das Umweltministerium. Politisch gepfuscht hatte es schon zuvor.