: „Den 100. auch noch erleben“
Seit 75 Jahren residiert das Bremer Arbeitsamt am Doventorsteinweg. Ein Grund zum feiern?
Es klang nach einem Märchen, in Zeiten von Hartz IV: Früher, da hätten sich die Sachbearbeiter im Arbeitsamt vor lauter Langeweile um die Arbeitslosen gestritten. So rar seien die damals, in den sechziger Jahren, gewesen.
Diese und allerlei andere seichte Anekdoten gaben Mitarbeiter der Bremer Agentur für Arbeit bei einer Feierstunde anlässlich des 75-jährigen Jubiläums des Ämterstandortes am Doverntorsteinweg zum Besten. 1931 zog das damalige Bremer „Arbeitsnachweisgebäude“ aus der Langenstraße ans Doventor. 10.000 Arbeitslose gab es seinerzeit in Bremen, berichtete Hans-Uwe Stern, Geschäftsführer der Arbeitsagentur. Und alle mussten täglich zum „Stempeln“ aufs Amt. Schlägereien und aufgebrachte Geschäftsleute aus den angrenzenden Straßen seien die Folge gewesen.
Für 1,3 Millionen Reichsmark habe die Stadt daraufhin der Arbeitsverwaltung ein neues Domizil gebaut. Kurze Zeit später lösten die Nazis die „selbstverwaltete Behörde“ auf, so eine Betriebsrätin, und schufen das Gau-Arbeitsamt für Bremen und Teile von Niedersachsen. Welche Arbeit die Behörde damals leistete, bleibt unklar: Die Akten aus jener Zeit sind offenbar aus dem Archiv entfernt worden, jedenfalls nicht auffindbar.
Die historische Rückschau blieb auch ansonsten kreuzbrav. Hartz IV und der zunehmende Druck, den das Amt seither auf Arbeitssuchende ausübt? „Reformen“ – mehr nicht. Für Sozialsenatorin Karin Röpke (SPD) gab es einen Luftballon.
Das größte aller Probleme, so klang es, sei gelöst, seitdem im Amt „terminiert“ gearbeitet werde. Denn dies, unterstrich Geschäftsführer Stern, lasse die langen Warteschlangen, die über Jahrzehnte das Bild des Amtes geprägt hätten, der Vergangenheit angehören.
Man wolle „ja auch noch den 100. Geburtstag“ erleben, wünschte einer der Laudatoren der Behörde. Was für ein Ziel für eine Institution, die sich am besten doch selbst überflüssig machen sollte! cja