DIE GESELLSCHAFTSKRITIK: Der Tod steht ihr gut

WAS SAGT UNS DAS? In „Plastic Surgery for Barbies“ können kleine Mädchen ihre Barbies aufhübschen. Nach einem Shitstorm schmiss Apple die App aus seinem Onlineladen

„Dieses arme Mädchen hat so viel Übergewicht, dass ihr keine Diät mehr helfen kann“

„PLASTIC SURGERY FOR BARBIES“-APP

Zwei Tote in fünf Minuten. Der Mörder: ich. In diesem Fall mein Ärztin-Ich in der App „Leg & Foot Surgery for Barbie“. Ein Handyspiel für Kinder ab neun Jahren. Ziel des Spiels: an Bein und Fuß verletzte Barbies gesund operieren.

Meine Patientin wird nach der Operation allerdings tot an mir vorbeigeschoben, dazu verkündet mein Smartphone: „Sorry. Wir haben unser Bestes getan, aber die Operation war nicht erfolgreich.“ Dann liegt schon die nächste Barbie unter meinem Messer. Verstört klicke ich die App weg.

Nicht etwa Mattel, das Unternehmen hinter der Barbiepuppe, hat die App entwickelt, sondern eine gewisse Corina Rodriquez. Während die Puppe im Schnitt 20 Euro kostet, ist das Spiel gratis. Es finanziert sich durch die ständig aufploppenden Werbebanner. Im Apple iTunes Store finden sich noch mehr Spiele für junge Mädchen von Rodriquez, ihr neuestes: „Plastic Surgery for Barbie“, plastische Chirurgie für Barbie.

Meinem Ärztin-Ich wurde darin dieser Notfall übergeben: „Dieses arme Mädchen hat so viel Übergewicht, dass ihr keine Diät mehr helfen kann. In unserer Klinik gibt es eine Operation, die heißt Fettabsaugung. Danach ist sie wieder dünn und wunderschön. Operieren Sie sie, Doktor?“

Lang hat das Spiel nicht überlebt, dann wurde es von Apple zensiert und aus dem Angebot genommen. Allerdings nur, weil sich Nutzer bei Twitter in einem wahren Shitstorm darüber aufgeregten. Dass Barbie weniger Fett, dafür noch größere Brüste und einen noch pralleren Po braucht – ein Frauenbild mindestens von vorgestern (hofft man zumindest immer wieder, bis eine App einem das Gegenteil vor Augen führt), das da den Kindern vermittelt wird.

So freut sich auch ein Teil von mir, wenn Barbie meine Spieloperation nicht überlebt und ich diesem mir vorgegaukelten Idealbild meines Geschlechts eigenhändig den Garaus machen kann. Schnipp, schnapp! Ups. Sorry. FUMIKO LIPP